Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

19. Juni 2024, 14:00 Uhr

3044

Jean Baptiste Oudry Umkreis

(Paris 1686 - 1755 Beauvais)

„Jagdhund und Hirsch“
1755
Öl auf Leinwand; ungerahmt
128 x 116 cm
Bezeichnet und datiert rechts unten: IONCPEVR / 1755
Rückseitig Etikett mit Verweis auf Charles Mercier (1832-1909): Ch. Mercier / Peintre / Restaurateur des Tableaux de l'École Nationale des Beaux-Arts et de la Ville des Paris/ 16, rue de Seine, 16 / PARIS

Provenienz

im 19. Jahrhunderts wohl in einer französischen Sammlung (laut rückseitigem Restauratorenetikett);
österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 23.000
Auktion ist beendet.

Um 1700 entwickelte sich eine neue Gattung des Tierporträts – mit den Darstellungen von Hunden als alleinige Protagonisten in der Landschaft, ohne dem Beisein von Menschen, zählen vor allem Alexandre-Francois Desportes (1661-1743) und Jean-Baptiste Ourdy (1686-1755) als Hofmaler der französischen Könige Ludwig XIV. und Ludwig XV. als Vorreiter dieses neuen Typus, welcher dazu führen sollte, dass in manchen Schlössern ganze Galerien entstanden, welche die treuen Begleiter der Herrschaften verewigen sollten. François Desportes begleitete den Sonnenkönig auf die Jagd, um dessen Lieblingshündinnen, vorwiegend Bracken, in ihren natürlichsten Haltungen darstellen zu können – beispielsweise beim Anpirschen an Federvieh (etwa „Tane en ârret devant deux perdrix", 1702, Paris, Musée de la Chasse et de la Nature, Inv.-Nr. 3913). In seiner Nachfolge porträtierte Jean-Baptiste Oudry die Hund Ludwigs XV., der Windhunde und Zwergspaniels bevorzugte. Eine kürzlich in Versaillles stattgefundene Ausstellung widmete sich unter dem Titel "Les Animaux du Roi" unter anderem den vielen Tierdarstellungen der Hofmaler - mit besonderem Augenmerk auch auf den Jagd- und Schoßhunden. (Alexandre Maral/Nicolas Milanovic (Hg.), Les Animaux du Roi. Ausstellungskatalog, Schloss Versailles, 12. Oktober 2021-13. Februar 2022, Paris 2021 , S. 206ff.)
Besonders charmant erscheinen neben den in die Landschaft eingebetteten Darstellungen auch die in goldenen Lettern zu den Porträtierten überlieferten Namen: etwa Florissant, Merluzine, oder die Hündin namens Blanche, welche in Oudrys Gemälde einem Fasan gegenübersteht („Blanche, chienne de Louis XV“, 1727, Compiégne, Musée national de château, Inv.-Nr. 7027).
Auch der Name des Hundes im vorliegenden Gemälde mutet eigentümlich an – Ioncpeur, frei interpretiert als der Stürmer, der Furchtlose, blickt den ihm gegenüberstehenden Hirschen tatsächlich unerschrocken, beinahe kämpferisch an. Der ebenso entschlossene Blick des Geweihträgers lässt jedoch Zweifel aufkommen, wie die Begegnung der beiden wohl ausgehen wird.