Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

27. November 2023, 16:00 Uhr

0377

Maria Lassnig*

(Kappel am Krappfeld/Kärnten 1919 - 2014 Wien)

„Ligeti, Christofberg, Keine Schönfärberei“
1980
Graphit auf Papier; ungerahmt
61 x 43 cm
Bezeichnet und datiert: Ligeti, Christofberg, Keine Schönfärberei 1980

Provenienz

direkt von der Künstlerin;
seither Privatbesitz, Kärnten

Schätzpreis: € 8.000 - 16.000
Ergebnis: € 10.560 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Eine rätselhafte Zeichnung – zumindest auf den ersten Blick. Die obere Hälfte des Blatts zeigt vier typische Körperbewusstseinsbilder. Zeit ihres Lebens war es Marias Lassnigs wichtigstes künstlerisches Anliegen, körperliche Zustände und Wahrnehmungen möglichst unmittelbar im Moment des Erlebens aufs Papier oder auf die Leinwand zu bringen – wie etwa Streckungen, Druckstellen oder Quetschungen. Die spontane Zeichnung erschien Lassnig dafür als besonders geeignet: „Die Zeichnung ist dem Augenblick am nächsten.“ Ihr alter Freund Oswald Wiener, mit dem sie seit Mitte der 1970er Jahre wieder in intensivem intellektuellen Austausch stand, meinte dazu einmal: „Für mich ist hier ein Punkt gegeben, wo sie wirklich Neuland betreten hat. Das hat meines Wissens niemand vor ihr nur versucht.“

Das Besondere an diesem Blatt: Sie kombiniert diese Zusammenballungen – „ihre Knödel“, wie sie selbst despektierlich meinte – mit der Wahrnehmung von Musik, die sie in der unteren Hälfte der Zeichnung in enigmatische, archaisch wirkende, rhythmische Zeichen übersetzt. Das mitten darunter platzierte „Ligeti“ verrät, was sie gerade hört, und zwar im kärntnerischen Christofberg, wie sie ebenfalls auf dem Blatt notiert. Lassnig war extrem lärmempfindlich – vielleicht mit ein Grund, warum Töne und Geräusche immer wieder einmal in ihren Körperbewusstseinsbildern auftauchen. Der Titel ganz unten – Keine Schönfärberei – passt sowohl zu Györgi Ligetis Neuer Musik als auch zu Lassnigs innovativer künstlerischer Herangehensweise.

(Natalie Lettner)