Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

27. November 2023, 16:00 Uhr

0385

Kiki Kogelnik*

(Graz 1935 - 1997 Wien)

„Vanitas (aus der Serie "Venetian Heads I")“
1994
Murano Glas
H. 58 cm
Monogrammiert und nummeriert: K. K. 3/7
Glasmanufaktur Berengo, Venedig
Auflage: 7 Stück

Provenienz

Privatbesitz, Frankreich

Literatur

Vgl. Galerie bei der Albertina-Zetter (Hg.), Strictly Kiki perfectly Kogelnik., Ausstellungskatalog, Wien 2006, Abb. S. 81;
Vgl. Galerie bei der Albertina-Zetter (Hg.), Venetian Heads & Co., Ausstellungskatalog, Wien 2010, S. 39.

Original Fotoexpertise von Kiki Kogelnik liegt bei.

Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Ergebnis: € 20.850 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Nachdem Kogelnik mit den unterschiedlichsten Materialien gearbeitet und experimentiert hatte (Metall, Keramik, Vinyl, Kunststoff, Aluminium,..) wird sie im Frühjahr 1994 zu einer Zusammenarbeit mit einer Glas-Manufaktur in Murano angeregt. Nach anfänglicher Skepsis, da es eine Herausforderung darstellte, ihre Entwürfe mit den handwerklichen Möglichkeiten der Glasherstellung in Einklang zu bringen, konnte sie sich bald für den bisher fremden Werkstoff begeistern. In diesem Jahr entstand die erste Serie, die „Venetian Heads I“, der aufgrund des enormen Erfolges noch weitere folgen sollten. Diese ersten Köpfe sind in einer niedrigen Auflage von nur sieben Exemplaren gefertigt worden, weshalb sie von Sammlern ganz besonders gesucht sind.

Der Kopf bzw. das maskenhafte Gesicht, in dem Gefühle und Emotionen, auf einfachste Formen reduziert, zum Ausdruck gebracht werden, spielt im Schaffen Kiki Kogelniks eine zentrale Rolle. Obwohl auf den ersten Blick oft fröhlich, erinnern ihre Gesichter an die Masken, die wir in unserem eigenen Leben tragen, an verborgene Emotionen und die flüchtige Natur menschlicher Existenz. Der Gedanke an die Karnevalstadt Venedig liegt nahe, gibt es doch kaum einen anderen Ort, an dem die Maske derart tief in der Kultur und Geschichte einer Stadt verwurzelt ist. Masken symbolisieren die vergängliche Natur des Lebens und die Unausweichlichkeit des Todes: Themen, die auch im Genre der "Vanitas"-Kunst bearbeitet werden.

In Kogelniks Interpretation, insbesondere beim "Vanitas Head", wird der Betrachter mit einer faszinierenden Gegensätzlichkeit konfrontiert. Einerseits strahlt das Werk durch sein ästhetisch ansprechendes Material, das polierte und hochdekorative Glas eine fröhliche Feststimmung aus. Gleichzeitig bedient sich die Künstlerin der wohlbekannten Symbolik eines Totenschädels: Extrem reduziert mit leeren Augen und weit geöffneter Mundhöhle drapiert sie die fast lachend wirkende weiße Maske auf einem schwarzen Tisch, der wiederum auf einem Hühnerbein steht. Der Titel "Vanitas" verweist auf Vergänglichkeit und existenzielle Kontemplation und bezieht sich auf die traditionellen Vanitas-Stillleben, die an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern sollen. Das Hühnerbein kann ebenfalls als Symbol für Zerbrechlichkeit und Vulnerabilität gelesen werden. Die delikate Struktur und das geringe Gewicht dieser Knochen stehen im Kontrast zur Kraft und Lebensfähigkeit des lebenden Vogels - gleichzeitig wird es im Volksglauben gerne mit dunkler Magie und teuflischen Mächten in Verbindung gebracht, wie im unheimlichen Haus der Hexe Baba Jaga, das auf Hühnerbeinen steht und sich drehen kann.

Meisterhaft verschmilzt Kogelnik hier diese kontrastierenden Themen. In einer modernen, humorvollen Weise fordert sie uns auf, die Authentizität unserer eigenen Identität zu hinterfragen und die flüchtigen Momente des Lebens zu feiern.

(Ina Waldstein)