Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

27. November 2023, 14:00 Uhr

0203

Werner Berg*

(Elberfeld 1904 - 1981 Rutarhof)

„Kegler bei sinkender Sonne“
1979
Öl auf Leinwand; gerahmt
35 x 55 cm
Monogrammiert rechts unten: W. B.

Provenienz

Galerie Würthle, Wien;
1989 dort erworben, österreichischer Privatbesitz

Literatur

Wieland Schmied u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 1229, s/w-Abb. S. 332

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Ergebnis: € 124.950 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Das kleine Format eignet sich nun ganz besonders dazu, figürliche Dinge abzuwandeln, wie etwa die Schreitenden, die Menschen auf dem Wege – Themen, die durch die ganze Arbeit hindurchgehen, eben wie die Kinder, die Kegler, die Regenschirme oder auch in letzter Zeit die Wartenden bei der Bahn oder auf den Autobus“, erläuterte Werner Berg.
Gekegelt wurde bei den Märkten und Festen Unterkärntens auf Lehmkegelbahnen im Freien. Für die zahlreichen Skizzen zu diesem Bild hatte Werner Berg die Männer beim Kirchtag in Einersdorf bei Bleiburg beobachtet. Aus mehreren Skizzen die bei einer solchen Gelegenheit im für den Künstler so typischen „unmittelbaren Dabeisein“ entstanden, formte der Maler im Atelier das für ihn gültige Bild.
Als „eine Erscheinungsform des Menschen in der Landschaft, die sich sonst nicht biete“, bezeichnete Werner Berg seine Eindrücke von den Figurengruppen der Kegler, die auf überhöhtem Gelände hoch über den Horizont ragen. Nur schmale Streifen zeigen die vielfältige Farbigkeit der hochsommerlichen Felder, während die versinkende Sonne den abendlich dunstigen Himmel rötlich färbt.
Werner Berg hat die Landbevölkerung in seinen Bildern nicht geschönt oder verherrlicht. Die Menschen seiner Umgebung sind unabdingbarer Bestandteil seiner kleinen Welt, deren Vielfalt der Künstler in allen ihren Bereichen auslotete.
„Ich weiß, dass hier in der Distanz zum Kunstbetrieb unseres Jahrhunderts – aber mit sehr feinem Sensorium für die eigentlichen Bedürfnisse unserer Epoche – ein Werk hingestellt wurde, an dem keiner vorbeikommt, der die Malerei unserer Zeit beurteilen will. Ihr großes Thema "Unterkärnten" hat dabei eine stellvertretende Bedeutung; hier geht es, wie eben bei jedem Kunstwerk, das seinem Anspruch gerecht wird, um nichts Geringeres als das Mysterium unseres Daseins. Und eine jede neue Anschauung des Raumes und der Dinge im Raum und des Lichtes auf den Dingen im Raum ist ja nichts Anderes als ein anschaulich gewordenes Staunen darüber, dass das alles ist und wirklich ist und wirklicher ist als alles Denken und Hoffen“, schrieb Rainer Zimmermann an Werner Berg im Mai 1978.
(Harald Scheicher)