Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. November 2023, 16:00 Uhr

1045

Francisco Jose Y Lucientes Goya zugeschrieben

(Fuentetodos 1746 - 1828 Bordeaux)

„Bildnis eines Herren in eleganter Uniform“
Öl auf Kupfer (wohl ehemals oval/rund, nachträglich unregelmäßig beschnittene Ränder); Metallrahmen des 19. Jahrhunderts
5,7 x 5,2 cm (7,2 x 6,5 cm Rahmenmaß)

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Auktion ist beendet.

Francisco de Goya gilt einer der Ausnahmekünstler in der bewegten Übergangszeit um 1800 – unkonventionell und zugleich stilprägend. Mit seinem scharfsinnigen Verstand und lockerem Pinselduktus schuf er in der Porträtkunst eindringlich berührende, die Dargestellten in nahezu tiefenpsychologischer Charakteristik erfassende Bildnisse.
Neben den prestigeträchtigen, häufig im Großformat ausgeführten Ölgemälden, liegt seine herausragende Stärke in der Konzentration des Inhalts auch im kleineren Medium, z.B. der Zeichnung und Druckgraphik. Dokumentiert wird diese meisterliche Fähigkeit auch in den sechs heute erhaltenen und in musealem Besitz befindlichen Miniaturbildnissen von Mitgliedern der Familie Goyas. Im Jahre 1805 geschaffen, zeigen die ebenfalls in Öl auf Kupfer ausgeführten, jeweils ca. 8 cm im Durchmesser aufweisenden Werke des Künstlers Sohn und Schwiegertochter, Francisco Javier Goya y Bayeu und Gumersinda Goicoechea y Galarza, sowie die Mutter und drei Schwestern der Braut. Die Familienserie gilt heute als unvollständig (vgl. Xavier Bray, Goya: The Porträts, National Gallery, London 2015, S. 153, Kat.-Nr. 45-50).
Wie vorliegendes Herrenporträt sind die im Miniaturformat ausgeführten Familienbildnisse pastos aus dem dunkelbraunen Grund herausgearbeitet, die Gesichtsausdrücke individuell gestaltet und besonders die in Weiß und Gelb aufgetragenen Höhungen mit sichtbarem, schnellen Pinselstrich expressiv verstärkt. Das Bildnis von Cesarea Goicoechea y Galarza ist ebenfalls in strengem Profil wiedergegeben (Abb. 2) – eine prägnante Darstellungsperspektive, die Goya beispielsweise auch in den 1824 entstandenen, äußerst kleinformatigen Kreidezeichnungen seines Neffen, Francisco Otin, und seines Sohnes, Javier, einsetzt (vgl. Bray 2015, S. 195, Kat.-Nr. 64 & 197, Kat.-Nr. 65). Herausragende Ausdrucksstärke demonstriert jedoch besonders das strenge und zugleich sehr intime Profilporträt seiner Frau, Josefa Bayeu de Goya, welches ebenso 1805 datiert ist (Abb. 1).