Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5022

Thomas Reinhold*

(Wien 1953)

„Pendant“
2012
Öl und Tempera auf Leinwand; ungerahmt
210 x 230 cm
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Reinhold Okt. 2012 "Pendant"

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Auktion ist beendet.

Der 1953 in Wien geborene Maler Thomas Reinhold zählt zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Kunst in Österreich. Nach dem Studium an der Angewandten avancierte er Anfang der Achtziger neben Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Alfred Klinkan und Hubert Schmalix zu den Neuen Wilden in Österreich. Nach der anfänglichen Figuration wandte er sich schon bald der Abstraktion zu. Reinholds Kunst ist geprägt vom Phänomen der Farbe und Wahrnehmung. Seine Arbeitspraxis ist ein komplexer und durchdachter Prozess. Dafür schüttet er die fein abgestimmte Farbe auf die Leinwand. Durch das Fließen der Farbe entstehen verschiedene Malschichten und neue Perspektiven. Es sind Zwischenräume, die sich der Realität und Rationalität entziehen. Der komponierte Schüttvorgang wird bei Reinhold zum künstlerischen, fast schon meditativen Akt zwischen Planung und Kontrolle, Zufall und Intuition. Die Interaktion der verschiedenen Farben ist dem Maler dabei wichtig. Meist arbeitet er in Serien. Während die einen Leinwände noch trocknen, arbeitet er an den anderen weiter. Dabei lotet er die Grenzen von Raum und Fläche, Farbe und Form aus. Reinhold geht es in seinem Werk nicht um das Narrativ, sondern um einen kontemplativen und prozessualen Vorgang, der dem Betrachter eine neue Dimension von Raum und Zeit eröffnet.

Charakteristisch dafür steht sein Gemälde Pendant aus dem Jahr 2012. Das großformatige Bild besticht durch seine überlappenden Farbschichten, die sich wie bunte Flecken durch das Bild ziehen. Durch das Rinnen der Farbe ensteht eine eigene Dynamik und Ästhetik, die den künstlerischen Entstehungsprozess erkennbar macht. Die klassische Sehweise wird dabei durch das Verwischen der Horizontalen und Vertikalen durchbrochen. „Meine Malerei beginnt wie am Ende eines Ornaments und findet dort am Kreuzungspunkt endender und beginnender, aufeinander treffender Ebenen statt, hat so eine Art Spiegelfunktion. Die Sucht nach Unendlichkeit, welche der gestischen Malerei ebenso inne ist wie dem Ornament, prallt wie auf einem Spiegel auf, setzt sich dort zwar nach gewissen optischen Gesetzen fort, vermischt sich aber gleichzeitig mit all den anderen reflektierten Ebenen, so etwa den schon besprochenen sogenannten ‚Realitätsschichten‘.“ (Thomas Reinhold zitiert aus: Thomas Reinhold. Gespräch über Malerei, Admont 2004, o. S.)

(Stefan Üner)