Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5018

Hubert Scheibl*

(Gmunden 1952)

„Nicotine on Silverscreen“
2009
Öl auf Leinwand; ungerahmt
180 x 120 cm
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Hubert Scheibl, 2009, "Nicotin on Silverscreen..."

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Auktion ist beendet.

Die neuen Wilden propagierten in den 1980er Jahren in Österreich die Wiederentdeckung des „Malerischen“. Der vielleicht poetischste, lyrischste unter ihnen ist Hubert Scheibl. Der expressiven Anfangsphase rasch entwachsen, entwickelt er eine ganz persönliche Handschrift. „Momente wie Natur, Raum und mentale Referenzen – oft aus dem Unterbewusstsein gespeist – sind hierbei die entscheidenden Parameter.“ (Florian Steininger in: Hubert Scheibl. Plants & Murders. Ausstellungskatalog, Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg, Salzburg 2013, o.S.) Seine Malerei wird zu einem Spiel aus Licht und Schatten sowie unergründlicher Tiefe, die unzähligen Farbschichten dienen als Membrane, als Schleier, die vor eine tieferliegende Wahrheit, vor Unergründliches, das unsere Neugier weckt, gelegt werden.

Der Aufbau und das Spiel mit den einzelnen Malschichten können dabei zu äußerst unterschiedlichen Ergebnissen führen. In der Werkserie „Nicotine on Silverscreen“ legt Hubert Scheibl eine nebelartige, irisierende Silberschicht über die Farblagen, verrinnend und gleichzeitig flüchtig wie Rauch, der wie Schwaden über die Leinwand zieht. Der Begriff „Nicotine“ im Titel verweist auf diese diffuse Flüchtigkeit, während „Silverscreen“ wohl weniger auf die Farbigkeit – wobei natürlich auch diese Assoziation vom Künstler erlaubt und nicht unerwünscht ist –, sondern eher auf eine als Projektionsfläche dienende Leinwand verweist. Der Künstler sieht seine Bilder folgerichtig auch als „Fenster in eine andere Realität“. (Hubert Scheibl im Gespräch mit Martin Traxl, Belvedere, Wien 2016, auf: https://www.youtube.com/watch?v=-yizAMB2xPA, augerufen am 6.5.2023)

Hubert Scheibl bringt aber auch neben der räumlichen eine zeitliche Dimension in seine Malerei. „Die materielle und gestische Ausführung auf der Leinwand setzt einen zeitlichen Rahmen voraus, einen zeitlichen Fluss, einen Zeitablauf, der zugleich im Wesentlichen eine ‚Verräumlichung‘ von Zeit… bedeutet.“ (Mario Codognato in: Hubert Scheibl. Fly, Ausstellungskatalog, Orangerie des Belvedere, Wien 2016/2017, S. 11) Hier ist es das Verrinnen der silbernen Farbe in der obersten Malschicht, das den Eindruck von langsam hochsteigenden Nebel- oder Rauchschwaden vermittelt und doch in seiner Beweglichkeit wie in einer Momentaufnahme eingefroren ist. Diese Spannung aus empfundenem Bewegungsmoment und auf der Leinwand eingeschriebener Zeitlichkeit ist eines der großen Faszinosa der Malerei Hubert Scheibls.

(Sophie Cieslar)