Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5017

Herbert Brandl*

(Graz 1959)

„o.T.“
2007
Öl auf Leinwand; ungerahmt
160 x 120 cm
Rückseitig signiert und datiert: Brandl 07

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 33.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das vorliegende großformatige, beinahe monochrome, aber farbstarke Gemälde mit gestischen, breiten und dynamischen Pinselstrichen, welche den gesamten Bildraum ausfüllen, erzeugt eine Wirkung, der man sich kaum entziehen kann.

2007, im Entstehungsjahr des gezeigten Bildes, vertritt der Künstler Herbert Brandl Österreich auf der Biennale in Venedig. Er zählt zur Gruppe der „Neuen Wilden“, welche die Lust an der Malerei und an der Farbigkeit in den 1980er Jahren wieder für sich entdeckten, als das Medium Malerei oftmals totgesagt wurde. Brandls Bilder zeichnen sich durch eine starke Präsenz aus und sind in ihrer Atmosphäre und Tiefe unverkennbar. Immer wieder lässt er die Verbindung zu Naturmotiven zu, die selbst in sehr abstrakten Kompositionen zu erahnen bleibt. Die Wirkung der Farbe spielt gegenüber der Form die wesentlichere Rolle. Neben Raum, Farbe und Licht kommt in diesem Bild noch eine wirkungsvolle Dynamik dazu, die das Werk außergewöhnlich macht. In raschen und intuitiv gesetzten, senkrechten Pinselstrichen füllt der Künstler die gesamte Bildfläche aus. Die Bewegung ist von oben nach unten geführt und macht den Bildraum äußerst lebendig. Der Fluss der Farbe kann vom Betrachter noch über die Leinwand hinaus weitergedacht werden. Durch gekonnte Verwendung von helleren und dunkleren Farbmischungen entsteht ein reizvolles Wechselspiel von Vorder- und Hintergrund. Pinselstriche, die im Hintergrund schräg geführt wurden, verstärken die Wirkung der Tiefe und der Bewegung zusätzlich. Die Komposition der ausladenden, langgezogenen Pinselstriche erinnert an wild wachsende Vegetation oder einen tosenden Wasserfall. So erscheinen die Farbbahnen und Farbflächen, die der Künstler erschaffen hat, abstrakt und naturalistisch zugleich. Brandl wählte ein für ihn typisches großformatiges Bildformat, wo er den Prozess des Malens am besten verdeutlichen konnte.

Herbert Brandls Malerei erfindet sich selbst immer wieder neu und ist demzufolge innovativ und überraschend. Immer wieder bricht er bewusst mit bekannten Bildmustern. Der meisterhafte Umgang mit Farbe und Licht und seine typische gestische Malweise machen ihn zu einem bedeutenden Künstler der österreichischen Kunstgeschichte.

(Sophie Höfer)