Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5020

Gerwald Rockenschaub*

(Linz 1952)

„o.T.“
Farbfolie auf Alucore; gerahmt
151 x 211 cm

Provenienz

2007 erworben in der Galerie Georg Kargl, Wien;
seither österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Mit seinem „funky Minimal“ avancierte Gerwald Rockenschaub zu den zentralen Vertretern der geometrischen Abstraktion in Österreich. In Anlehnung an die Neo-Geo-Bewegung der Achtziger Jahre verbindet der radikale Minimalist abstrakte und geometrische Konzepte zu einer reduzierten Formensprache in kühler Ästhetik. Rockenschaubs Repertoire reicht von Malerei über Skulptur bis zur Rauminstallation und Computeranimation, dabei immer fokussiert auf elementare Elemente, Strukturen und Farbkontraste. Inspiration findet der 1952 in Linz geborene Künstler in der Alltagskultur, Mimimal Art, Pop Art und Technoszene, der er als DJ verbunden ist. Rockenschaub studierte zunächst Geschichte, Philosophie, Psychologie und Pädagogik ehe er 1978 bis 1982 die Hochschule für angewandte Kunst Wien besuchte. Unter dem Eindruck abstrakter Tendenzen und der „Neue Geometrie“ entstanden in den Achtzigern die ersten ungegenständlichen Arbeiten. 1993 vertrat er mit Andrea Fraser und Christian Philipp Müller Österreich auf der Biennale in Venedig. 2007 war er bei der documenta 12 in Kassel vertreten. 2022/23 widmete ihm das Belvedere 21 eine große Einzelausstellung. Rockenschaub lebt und arbeitet in Berlin.

Nachdem Rockenschaub sich anfänglich an der klassischen Malerei orientierte, begann er mithilfe des Computers abstrakte Kompositionen zu entwerfen. Meist arbeitet er mit Industriematerialien wie Farbfolie oder PVC, die seinen Werken eine präzise und perfekte Optik verleihen. Bei dem vorliegenden Motiv beschränkt er sich auf sechs Kreise in monochromer Farbwahl, wobei der linke obere Kreis am Bildrand abgeschnitten ist. Das flächige Bild verbindet Abstraktion und Minimalismus in Kombination einer ausgeklügelten Farb- und Gestaltungspsychologie, die beim Betrachter verschiedene Assoziationen auslöst. Rockenschaub selbst: „Mir geht es darum, eine psychologische Topographie von verstörenden Abgrenzungen neu zu vermessen. Ich möchte eine symbolische Ordnung von Rahmenbedingungen erkunden, ein System von Unterschieden, die auf mehreren Bedeutungsebenen projiziert werden. Sie sichtbar zu machen, zwingt den Betrachter dazu, sich zu fragen, welche Rolle jeder von ihnen in einer vorgegebenen Umgebung spielt, in einer meist vorherrschenden Beziehung von Abhängigkeit, und wie sie sich manifestieren.“ (Gerwald Rockenschaub zitiert aus: Gerwald Rockenschaub. Swing, Ausst. Kat. Kunsthalle Bern, 10.05.–27.07.2008, S. 55)

(Stefan Üner)