Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

22. Juni 2023, 16:00 Uhr

5011

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Zwei Restchen (aus der Serie: Reste - Zugemalte Übermalungen)“
Mischtechnik auf Karton auf Aluminium; gerahmt
27 x 20 cm
Bezeichnet rechts unten: zwei Restchen

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Vgl. Arnulf Rainer, Reste - Zugemalte Übermalungen 1954-1978, Edition Hansjörg Mayer, Stuttgart/London 1978.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Auktion ist beendet.

Arnulf Rainer entwickelt Mitte der 1950er-Jahre die Bildsprache der Übermalung. Körpergroße Arbeiten mit den Bezeichnungen "Schwarz auf Gelb", "Schwarz auf Ocker", Grün, Blau, Weiß… charakterisieren diese Werkegruppe. Ziel war das fast verschlossene Bild. Den Prozess der Übermalung dehnt Rainer aus. Immer wieder setzt er Spuren über das Darunter. Pastos, deckend bis lasierend, zeigen sich die unterschiedlichen Formen des Farbauftrags in seinen Übermalungen. Dichte kontemplative Arbeiten entstehen.

In der 70er-Jahren hat Rainer die Idee zu einem außergewöhnlichen Buchprojekt, um diesen Vorgang des Verhüllens noch weiter treiben zu können. Fotografische Reproduktionen seiner frühen Übermalungen kaschiert er auf Platten aus Aluminium in der richtigen Größe um sie wie eine Buchseite aussehen zu lassen. Diese übermalt er in gewohnter Manier und schafft damit neue intensive auf ein mögliches Minimum an Rest reduzierte Arbeiten. Sie sind in Originalgröße reproduzierbar und eine Auswahl dieser Arbeiten erscheint 1978 als Buchedition.

„Diese Bilder leben natürlich vom weißen Rest, von der Fast-Verdeckung, vom Noch-Nicht-Prinzip. Nützt man die Buchseite ganz, wäre es unmöglich, dieses Flächenprinzip zu veranschaulichen. Ich habe mich deshalb entschlossen, graue Ränder zu arrangieren…In meinen großen Ölbildern gibt es sie aber nicht. Bei den Nachfolgearbeiten löst ihre Zugabe ein neues Bilddenken und starke Gestaltveränderung aus. So sind die Ausgangsformen, also die alten Ölbilder kaum noch erkennbar.“ (in: Arnulf Rainer Schriften, Hg. Corinna Thierolf, Ostfildern 2010, S. 171)

Die vorliegende Arbeit nennt Rainer „zwei Restchen“ Die Arbeit an sich – ein Restchen, ein freies Eck - das zweite Restchen. Das Besondere ist der Gelb-Rest, da Farbe in der Fläche für diese Serie sehr selten ist. Der intensive Zustrich in all seinen Ausformungen und Schwarztönen ist deutlich sichtbar. Eine sehr spezielle Arbeit innerhalb dieser imposanten kleinformatigen Werkgruppe.

(Christa Armann)