4001
Gustav Klimt
(Wien 1862 - 1918 Wien)
„Damenbildnis“
um 1916
Bleistift auf Papier; gerahmt
56,5 x 36,8 cm
Signiert rechts mittig: Gustav / Klimt
Provenienz
österreichischer Privatbesitz
Dr. Marian Bisanz-Prakken (Albertina, Wien) wird diese Zeichnung in den Ergänzungsband zu dem von Alice Strobl publizierten Werkverzeichnis der Zeichnungen von Gustav Klimt aufnehmen.
Schätzpreis: € 60.000 - 100.000
Meistbot: € 85.000
Auktion ist beendet.
Das hier erstmals präsentierte Brustbildnis eines sitzenden Modells mit leicht vorgebeugtem Oberkörper lässt sich einer großen Gruppe von späten, autonomen Blättern zuordnen, die im Werkverzeichnis von Alice Strobl als „Brustbilder um 1916“ bezeichnet sind (Strobl Bd. III, Nr. 2671-2722). Die dargestellten Frauen sind anonym und treten besonders durch die Artikulierung der Augen, der Augenbrauen und der geschwungenen Form ihrer Lippen hervor.
Die vorliegende Arbeit ist zweifellos eine qualitätsvolle Ergänzung dieser Kategorie. Die Sitzende ragt schräg in die Bildfläche hinein und wendet ihren Kopf dem Betrachter zu. Die Diagonalen ihres vorgebeugten Oberkörpers und ihrer aufgestützten Arme stehen in einem rechten Winkel zueinander; auch die flüchtig angedeutete Hand ist eckig stilisiert. Seinen Ausgleich findet dieses geometrische Formenspiel in den vibrierenden Linien, mit denen Klimt den Hals, das Gesicht und die Frisur der Posierenden umreißt. Im Fokus stehen die verträumt blickenden Augen, deren Ausdruck nicht nur durch die teilweise gesenkten Lider, sondern auch durch die dunkel akzentuierten Brauen bestimmt wird. Eine sinnliche Note setzen die lebhaft wiederholten Striche des leicht geöffneten Mundes. Gekrönt wird diese ausgewogene Arbeit, in der Klimt – wie so oft – einem bestimmten Frauentypus auf den Grund geht, durch die sorgfältig positionierte Signatur.
(Marian Bisanz-Prakken)