Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

22. Juni 2023, 14:00 Uhr

4005

Franz Wiegele

(Nötsch im Gailtal 1887 - 1944 Nötsch)

„Mädchen mit Nelken in Landschaft“
1935
Öl auf Leinwand; gerahmt
97 x 70 cm
Signiert und datiert links unten: Wiegele / 1935
Ausstellungsetiketten Carnegie Institute, Pittsburgh, rückseitig am Keilrahmen

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1935 Pittsburgh, Carnegie Institute, 17.10.-08.12., Nr. 214, Abb. Tafel 48;
1987 Klagenfurt, Kärntner Landesgalerie, 01.04.-17.05.;
1987 Wien, Österreichische Galerie im Oberen Belvedere, 04.06.-19.07.

Literatur

Carnegie Institute Pittsburgh (Hg.), The 1935 international exhibition of paintings, Kat. Ausst., Carnegie Institute, 17.10.-08.12.1935, Pittsburgh 1935, Kat. Nr. 214, s/w-Abb. Tafel 48 (Titel dort „Study of Carnations”);
Franz Wiegele, Gemälde, Katalog zur Ausstellung in der Kärntner Landesgalerie und in der Österreichischen Galerie im Oberen Belvedere, mit Beiträgen von Max Raphael u.a., Klagenfurt/Wien 1987, Kat.-Nr. 37, Abb. S. 115 (dort mit den Maßen 87 x 70 cm);
Gerbert Frodl und Elisabeth Brandstötter (Hg.), Franz Wiegele, Salzburg 2007, WVFW 125, Id.-Nr. 126, Abb. S. 97 (dort mit den Maßen 87 x 70 cm)

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Ergebnis: € 192.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Bei Franz Wiegele stand zeitlebens der Mensch im Mittelpunkt seines Œuvres, ein Motiv, das ihn malerisch am meisten forderte und an dem er versuchte, die Aspekte der Nachahmung der geschauten Realität durch die Kunst adäquat umzusetzen und dabei mehr zu schaffen als nur bloße Wirklichkeit. Vor allem faszinierte ihn die Darstellung der Frau, der er in zahlreichen Porträts und Aktzeichnungen eine fortwährende Huldigung zukommen ließ. Wenn der naturverbundene Wiegele, der selbst ein begeisterter Rosenzüchter war, seinen weiblichen Modellen überdies Blumen zuordnete, wollte er damit ein besonderes symbolisches Zeichen seiner Verbundenheit und Bewunderung ihrer Anmut und Schönheit in seine Kompositionen einbringen.
So auch im Porträt „Mädchen mit Nelken in Landschaft“, das in Wiegeles Spätzeit entstanden ist und Stefanie Maurer, eine Freundin der Familie, als luftig gekleidete Halbfigur vor dem Hintergrund des Dobratschmassivs im heimatlichen Ambiente wiedergibt. Mit leicht zur Seite geneigtem Antlitz, versunken in Gedanken, die ihr ein tiefgründiges Lächeln auf die Lippen zaubern, blickt die junge Frau am Betrachter vorbei über einen üppigen Strauß duftender Gebirgshängenelken, der aus einer Vase hervorquillt, die sie mit beiden Händen umfassend vor ihrem Körper trägt. Während der Künstler die Frauengestalt und ihre Umgebung mit großzügigen Pinselstrichen definiert, fällt die detaillierte, äußerst naturnahe Gestaltungsweise des floralen Arrangements umso mehr auf. Diese Unterschiedlichkeit in der malerischen Ausführung ist typisch für Wiegeles Porträts des letzten Schaffensjahrzehnts und kennzeichnet ebenfalls sein letztes großes Gruppenbild „Abschied von der Jugend“, an dem er bereits 1932 zu malen begann, es aber bis 1941 immer wieder überarbeitete. Darin entwirft der Künstler auch erstmals die Bildidee des Nelken tragenden Mädchens.
Stefanie Maurer stand Franz Wiegele nicht nur für „Mädchen mit Nelken in Landschaft“ Modell, sondern auch für eine Reihe von Zeichnungen und einem als „Rosenbild“ titulierten Porträt, welches die Dargestellte mit dem Attribut einer gerade im Aufgehen befindlichen Rose in der Hand schildert.
(Sigrid Diewald)