Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

22. Juni 2023, 14:00 Uhr

4012

Gustav Klimt

(Wien 1862 - 1918 Wien)

„Entwurf für "Römisches Frauenbad"“
1890
Bleistift und schwarze Kreide auf Packpapier; gerahmt
42,7 x 30 cm
Nachlass-Stempel Gustav Klimt (Sammlung R. Zimpel) rückseitig

Provenienz

Nachlass des Künstlers (Sammlung R. Zimpel);
Christian M. Nebehay, Wien;
dort erworben, seither Privatbesitz, Niederösterreich

Ausstellung

1963 Wien, Ch. M. Nebehay, 30. März bis 4. Mai, Nr. 10 (Abb.);
1970 Darmstadt, Mathildenhöhe, 3. Internationale der Zeichnung, Nr. 10;
1981 Brüssel, Palais des Beaux-Arts, Nr. 4;
2007 Wien, Christian M. Nebehay, Nr. 9;
2012 Wien, Kunsthistorisches Museum, 14. Februar bis 6. Mai, Nr. 9

Literatur

Christian M. Nebehay, Gustav Klimt. Eine Nachlese. 70 bedeutende Zeichnungen, Katalog VI, Wien 1963, Nr. 10 (Abb., dort: Mädchen, in Halle stehend);
3. Internationale der Zeichnung, Kat. Ausst., Darmstadt, Mathildenhöhe 1970, Nr. 10 (dort: Entwurf für die Allegorie der "Skulptur");
Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen 1878-1903, Bd. I, Salzburg 1980, Nr. 233, Abb. S. 81 (dort: Kompositionsentwurf, Skizze und Einzelstudie für die Allegorie der "Skulptur");
Klimt/Schiele/Kokoschka. Werke auf Papier, Kat. Ausst., Palais des Beaux-Arts, Brüssel 1981, Nr. 4, Abb. S. 36 (dort: Kompositionsentwurf, Skizze und Einzelstudie für die Allegorie der "Skulptur");
Christian M. Nebehay, Gustav Klimt. 22 Zeichnungen, Briefe und Dokumente Nr. 23-26, Katalog 123, Wien 2007, Nr. 9, Abb. S. 17 (dort: Kompositionsentwurf, Skizze und Einzelstudie für die Allegorie der "Skulptur");
Sabine Haag (Hg.), Gustav Klimt im Kunsthistorischen Museum, Kat. Ausst. des Kunsthistorischen Museums, Wien 2012, Kat.-Nr. 9, Abb. S. 21 (dort: "Sculptur", Entwurf für die Huldigungsadresse an Erzherzog Rainer)

Wir danken Frau Dr. Marian Bisanz-Prakken für die freundliche Unterstützung bei der Katalogisierung.

Schätzpreis: € 35.000 - 70.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Aufgrund mancher Ähnlichkeiten publizierte Alice Strobl die hier präsentierte Zeichnung als nicht ausgeführten Kompositionsentwurf für die 1889 datierte Allegorie der „Skulptur“ (Strobl I, 1980, Nr. 233), Klimts künstlerischer Beitrag zum Erzherzog Rainer – dem Protektor der Wiener Kunstgewerbeschule – gewidmeten Prachtband. Doch 1994 erschien auf dem Londoner Kunstmarkt ein bis dahin unbekanntes Werk, das den unmittelbaren Zusammenhang mit der hier besprochenen Zeichnung – inklusive der Aktstudie Strobl Nr. 232 – klar erkennen ließ. Es betraf die detaillierte, 1890 datierte und signierte Arbeit, die Klimt in der für ihn seltenen Kombination von Aquarell und Deckfarben ausgeführt hat. Die Entstehungsgeschichte dieser delikaten, von der Antike inspirierten Darstellung ist unbekannt, doch jüngeren Recherchen zufolge wurde das hochformatige Blatt mit dem Titel „Römisches Frauenbad“ 1890 in Wien ausgestellt (s. Markus Fellinger im zitierten Ausstellungskatalog „Klimt inspired by van Gogh, Rodin, Matisse..“, S. 101, 226).
Die Anregungen vom opulenten Historismus des in England lebenden Niederländers Lawrence Alma-Tadema oder von Frederic Leighton – der Großauftrag der Dekorationen im Stiegenhaus des Kunsthistorischen Museums stand kurz bevor – sind evident. Doch ebenso unverkennbar zeigen sich die für Klimt charakteristischen Merkmale. Im gezeichneten Entwurf spielt er die sinnlichen Umrisslinien der Hauptgestalt und die streng gegliederten Marmorblöcke raffiniert gegeneinander aus. Zwischen der späthellenistischen, hockenden Bronzefigur der Venus und der hellen Haut der frontal Stehenden vollzieht sich ein spannungsvoller Dialog; die abgewinkelten Arme beider Gestalten folgen einem eigenen Rhythmus. Für Klimt charakteristisch ist vor allem der zentrale Ausdruck des melancholischen In-sich-Gehens der Hauptgestalt, der bereits auf seinen Symbolismus der 1890er Jahre vorausweist. Auch in diesem Entwurf zeigt sich die Vielschichtigkeit seiner zeichnerischen Fähigkeiten.
(Marian Bisanz-Prakken)