Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

20. Juni 2023, 14:00 Uhr

2031

Jan Brueghel der Jüngere

(Antwerpen 1601 - 1678 Antwerpen)

„Anlegestelle am Fluss“
späte 1620er Jahre
Öl auf Holz; gerahmt
23,5 x 37,5 cm
Rückseitig möglicherweise Spuren der Marke des Holzplattenherstellers sowie die Burg und die Hände der Stadt Antwerpen (lt. Gutachten Dr. Ertz).

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Gutachten von Dr. Klaus Ertz, Lingen, 8. Mai 2019, liegt bei.

Schätzpreis: € 80.000 - 150.000
Ergebnis: € 89.600 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die kleinformatige Holztafel überzeugt durch die hochqualitative Ausführung und die Beherrschung aller Feinheiten der Maltechnik Jan Brueghels d.J. So sind beispielsweise die Blätter der Bäume minutiös gestaltet, deren aufwendige Ausführung mit nuancierten Weißhöhungen große Erfahrung und Können des Meisters voraussetzt. Gleiches gilt für die teils realistischen, teils frei behandelten landschaftlichen Eindrücke im typischen blau-gelb-weißen Farbenspiel des Wassers und des Himmels, die gelb-braun-grüne Farbgestaltung des Landungsstegs links, sowie die charakteristische meist von links einfallende und von Wolken verdeckte Sonne.
Nicht nur malerisch, sondern auch kompositorisch stellt die Landschaft eine ebenso gekonnt gemeisterte Herausforderung für den Künstler dar. Erzählerisches Moment der Komposition bildet das rege Treiben im Bildvordergrund. Mit Passagieren, Vieh und Waren beladene Boote queren das Gewässer oder ankern am Ufer. Zahlreiche Reisende, Bauern und Händler werden mitsamt ihrem Hab und Gut geschickt zur Anlegestelle manövriert. Pittoreske Bauten säumen den Weg, in der Ferne umgibt ein dunstiger Schleier die Landschaft und verleiht dem Gemälde Stimmung. Die Figuren bestechen nicht nur durch die Modellierung, sondern auch durch die geschickte Inszenierung eines damaligen Alltagsgeschehens, welches den Betrachter sofort mit ins Bild nimmt und den Eindruck verleiht, das rege Treiben in idyllischer Kulisse selbst miterleben zu können.
Dr. Ertz datiert das Gemälde in Jans Antwerpener Zeit der 1620er Jahre. „Wie für die frühe Schaffensperiode üblich, hat der Sohn aus dem vom Vater vorgefundenen Kompositionsrepertoire eigene Ideen entwickelt und eigenständige, überraschend neue Kompositionsidee geschaffen“ (vgl. Gutachten). Obwohl zentrale Elemente an die „Flusslandschaft mit Anlegestelle links“ von Jan Brueghel d. Ä. erinnern, wirkt die Komposition jedoch freier und weiter (vgl. Klaus Ertz/Christa Nitze-Ertz, Jan Brueghel der Ältere (1568-1625). Kritischer Katalog der Gemälde, Bd. I, Lingen 2008, S. 273, Nr. 121).