Auktionshaus

Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts

20. Juni 2023, 16:00 Uhr

2582

Ferdinand Georg Waldmüller

(Wien 1793 - 1865 Helmstreitmühle bei Mödling)

„Polixena, Hedwig und Zdenka, Prinzessinnen von Lobkowicz“
1832
Öl auf Holz; gerahmt
34 x 28 cm
Signiert und datiert rechts unten mittig: Waldmüller 1832.
Rückseitig auf Etikett bezeichnet: Polixena - Hedwig - Zdenka Prinzessinen v. Lobkowicz gemalt v. Professor Waldmüller in Wien 1832 - Hintergrund unseren Garten in Lemberg vorstellend.

Provenienz

Privatbesitz, Graz, 1971;
Kunst- und Antiquitätenhandel W. und H. Steeb, Graz, 1980;
Privatbesitz, Wien

Ausstellung

1971 Graz, Gemälde aus steirischem Privatbesitz, Kulturamt der Stadt Graz, Nr. 29, Abb. 65

Literatur

Rupert Feuchtmüller, Ferdinand Georg Waldmüller. 1793-1865. Leben, Schriften, Werke, Wien/München 1996, S. 452, Nr. 347 (SW-Abb.)

Expertise von Dr. Rupert Feuchtmüller, Wien, 18.3.1980, liegt bei.

Schätzpreis: € 150.000 - 300.000
Auktion ist beendet.

Ab den 1820er Jahren avancierte Ferdinand Georg Waldmüller nicht nur zu einem der bedeutendsten Maler des Wiener Biedermeier, sondern zugleich zu einem der gefragtesten und produktivsten Porträtisten seiner Zeit. Sein unmittelbarer Zugang zur Realität erlaubte es ihm, seine Modelle nicht nur malerisch präzise und detailgetreu zu erfassen, sondern sie zugleich mit beeindruckender Individualität und Lebendigkeit wiederzugeben. Als junger Mann hatte er, verheiratet mit der Hofopernsängerin Katharina Weidner, sein Geld auch mit der Gestaltung von Theaterkulissen verdient. Aus dieser Erfahrung mit der Illusionskunst des Theaters bleibt das Bedürfnis spürbar, die Wirklichkeit eines Motivs mit erzählerischer Idee zu verbinden.

Im Jahr 1832 ließ der bekennende Kunstliebhaber und Mäzen Fürst August Longin Joseph von Lobkowicz (1797–1842), zu dieser Zeit Gouverneur von Galizien, seine drei Töchter von Waldmüller porträtieren. Die Darstellung der Mädchen zwischen den Sträuchern und Blumen des Schloßparks lässt bereits an Waldmüllers spätere intensive Auseinandersetzung mit der Genremalerei denken.

Die Älteste, Maria Sidonia (1828-1917), liebevoll bei ihrem Kosenamen Zdenka gerufen, sitzt rechts im Bild. Dem Betrachter mit wachem Blick zugewandt, hält sie ein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoß. Zdenka sollte später die zweite Frau des 25 Jahre älteren Joseph Franz Karl von Lobkowitz (1803-1875) werden.

Ihre beiden jüngeren Schwestern sitzen eng zusammengerückt zu ihrer Rechten, beide halten wohl frisch im Garten gepflückte Blumen in ihren Händen. Das mittlere Porträt der dreijährigen Hedwig (1829-1852) strahlt mit den geröteten Wangen und unschuldigen Augen besonderen Liebreiz aus. 1850 heiratete sie Alfred II. zu Windisch-Grätz (1819-1876) und gebar kurz darauf ihren einzigen Sohn, Alfred August, jedoch verstarb sie nur wenige Jahre nach der Eheschließung.

Die pausbäckige Kleinste, Maria Polixena (1830-1913) wurde 1854 nicht nur die Ehefrau des Diplomaten Móric Esterházy von Galantha, sondern auch Dame des hochadligen Sternkreuzordens. Tief mit ihrem Glauben verbunden, trat sie nach dem Tod ihres Mannes 1890 als Nonne in das Karmelitinnenkloster Mayerling ein.

Die zarten, von blonden Locken umrahmten Gesichter der Mädchen lassen freilich noch nichts von ihren späteren Leben erahnen. In ihren weißen Kleidern mit den bunten Schürzen sowie den Details der arrangierten Gegenstände wird Waldmüllers Vorliebe für die Wiedergabe unterschiedlichster Stofflichkeiten deutlich. Der im Vordergrund liegende Hut unterstreicht schließlich die Raffinesse der Komposition – ein Ausdruck spielerischer Momenthaftigkeit, welcher den Anspruch des überzeitlich Dauerhaften des Porträts mit der Wiedergabe authentischer Wirklichkeit verbindet. (IH)