Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

18. April 2023, 15:00 Uhr

0015

Kurt Absolon*

(Wien 1925 - 1958 Wulkaprodersdorf)

„Adele im Lehnstuhl“
1957
Öl auf Leinwand; gerahmt
72,5 x 56 cm
Signiert und datiert rechts unten: Absolon / 1957

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
1993 Privatbesitz

Literatur

Otto Breicha (Hg.), Kurt Absolon. 1925-1958. Der Zeichner mit der Grasharfe, Graz 1989, S. 217, wohl Nr. 640 ("Frau im Lehnstuhl");
Bernhard Hainz (Hg.)/Stefan Üner (Hg.), Kurt Absolon. Monografie und Werkverzeichnis, Weitra 2021, WV-Nr. 075, S. 205, mit Farbabb.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 15.000
Auktion ist beendet.

Der Wiener Maler und Grafiker Kurt Absolon zählte zu den talentiertesten Künstler:innen der österreichischen Nachkriegszeit. Für den Schriftsteller Hans Weigel war klar, „dass da mit uns, ebenso unerkannt, ein Künstler vom Rang Egon Schieles lebte.“ (Hans Weigel, In Memoriam, Graz [u. a.] 1979, S. 11) Und auch sein Künstlerfreund Kurt Moldovan erkannte, dass Absolon „der Begabteste von uns allen“ (Kurt Moldovan zitiert in: Otto Breicha (Hg.), Kurt Absolon 1925–1958. „Der Zeichner mit der Grasharfe“, Graz 1989, S. 23) war. Absolons Bildthemen kreisen um Leben und Tod, Schönheit und Vergänglichkeit, Mensch und Natur. In nur wenigen Jahren bis zu seinem Unfalltod 1958 schuf Absolon ein reifes und eindrucksvolles Werk, das sich neben Größen wie Herbert Boeckl und Alfred Kubin behaupten kann. Absolon studierte bei Robin Christian Andersen und Herbert Boeckl an der Akademie sowie bei Albert Paris Gütersloh und Franz Herbert an der Angewandten. Eine Stipendienreise führte ihn 1957 nach Frankreich. Ein Jahr später starb Absolon mit nur 33 Jahren bei einem tragischen Verkehrsunfall.

Nachdem Absolon Anfang der Fünfziger Jahre den Betrachter in ein imaginäres Reich voller monströser Tiere und dystopischer Landschaften entführte, kehrte er zur Realität und Wirklichkeit zurück. Es war das Hier und Jetzt, das Absolon faszinierte. Dazu zählt auch das vorliegende Porträt seiner Ehefrau Adele im Lehnstuhl aus dem Jahr 1957. Absolon heiratete Adele Johanna Kitzweger 1952. Zu Absolons Lebzeiten lebte das Ehepaar hauptsächlich vom Verdienst der Ehefrau, die als Buchhalterin im Stahlbauunternehmen Waagner-Biro arbeitete. Absolon hielt seine Frau in zahlreichen Grafiken fest, mal bügelnd, schlafend oder stillend mit Tochter Iris. Aufgrund seiner Technik und seines Formats nimmt das expressionistische Gemälde eine Sonderposition in Absolons malerischem Schaffen ein. Als sensibler Beobachter gelingt es Absolon in diesem privaten Sujet die Charakteristika seiner Frau einzufangen. Nach dem Tod von Absolon 1958, war es Adele zu verdanken, dass sein Werk bestmöglich dokumentiert wurde. So legte sie kurz nach dem Tod ihres Mannes ein Verzeichnis an, das später den Grundstein für das von Dr. Bernhard Hainz und Dr. Stefan Üner erstellte Werkverzeichnis von 2021 darstellte. Das Werk ist dort mit der Werkverzeichnisnummer 075 dokumentiert.
(Stefan Üner)