Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0304

Hermann Nitsch*

(Wien 1938 - 2022 Wien)

„Springbrunnenbild mit Hemd“
2014
Schütt-Springbrunnenbild mit Malerhemd, Acryl auf Leinwand und Holzkonstruktion
200 x 150 cm
Rückseitig signiert und datiert: Hermann Nitsch 2014

Provenienz

Privatbesitz, Vorarlberg

Ausstellung

29.4. - 18.6. 2017 Celebrating Life Iaga Contemporary Art, Cluj/Napoca, Rumänien

Original-Expertise des Ateliers Hermann Nitsch liegt bei.

Schätzpreis: € 70.000 - 140.000
Meistbot: € 97.000
Auktion ist beendet.

„ich kenne weder anfang noch ende – ewigkeit und unendlichkeit sind mein glaube.“ (Hermann Nitsch in: Hermann Nitsch – Sinne und Sein. Retrospektive, nitsch museum, Mistelbach 2013/2014, S. 16)

Farbkaskaden ergießen sich über dieses große Hochformat, das von einem auf einem Holzstab aufgezogenen Malhemd gegliedert wird. Im unteren Bereich, wo sich die Rinnsale zu einem kompakten Farbvorhang aus Rot, Gelb, Grün und ein wenig Blau verdichten, hat Hermann Nitsch die Umrisse des Hemdes in deckendem Rot nachgezeichnet. Dadurch entsteht der Eindruck, dass sich das Malhemd aus seiner erdhaften Form in lichtere Höhen bewegt, quasi aufersteht. Dieses Empfinden wird noch durch den luftigen oberen Bildbereich verstärkt, wo wolkenähnliche Gebilde vor dem großteils weiß belassenen Grund schweben, aus denen die Farbe wie ein Regenguss zur Erde strebt. Ein Auferstehungsmotiv, das sich immer wieder als zentrales Thema im Schaffen des Künstlers findet.

Bereits ab den frühen 1960er Jahren übernehmen Relikte wie Malhemden zusehends die Funktion der Malerei, die scheinbar vollkommen im Orgien Mysterien Theater aufgeht. Sie werden zu Trägern einer Komposition, die das Aktionsgeschehen wie das Negativ einer Fotografie abgespeichert hat. Ab 1968 beginnt Hermann Nitsch diese Relikte systematisch zu sammeln. „Die Stoffe und Gewänder, gezeichnet von den Vorgängen der Aktion, befleckt und besudelt, gelten als authentische Dokumente des Geschehens, sie konservieren die Handlungen und ihre Spuren und erhalten ihre Aktualität über die Zeit.“ (https://www.nitschmuseum.at/de/hermann-nitsch/werk/werk-1, aufgerufen am 6.03.2023)

(Sophie Cieslar)