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Hermann Nitsch*
(Wien 1938 - 2022 Wien)
„Schüttbild“
2008
Acryl auf Leinwand; ungerahmt
150 x 200 cm
Rückseitig signiert und datiert: Hermann Nitsch 2008
Provenienz
August 2008, Neapel, 54. Malaktion Eröffnung des Nitsch Museums (Museo Archivio Laboratorio per le Arti Contemporanee Hermann Nitsch) in Kollaboration mit der Fondazione Morra, Neapel;
direkt vom Künstler als Geschenk erhalten;
seither Privatbesitz, Italien
Ausstellung
Nitsch Museum, Neapel (Museo Archivio Laboratorio per le Arti Contemporanee Hermann Nitsch)
Das Nitsch Museum (Museo Archivio Laboratorio per le Arti Contemporanee Hermann Nitsch) wurde mit der 54. Malaktion eröffnet. Die dabei entstandenen Arbeiten sind nach wie vor Teil der permanenten Ausstellung.
Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Meistbot: € 50.000
Auktion ist beendet.
Die enigmatischen Schüttbilder von Hermann Nitsch sind wesentlicher Bestandteil seines Schaffens. Sie entstehen im Rahmen der Aktionen, Malaktionen und auch als eigenständige Werke. Sie sind gleichsam die Essenz seines Kunstwollens.
Im Rahmen der 54. Malaktion ist vorliegendes, in intensivem Schwarz gehaltenes Schüttbild entstanden. Die Aktion ist in Kollaboration mit der Fondazione Morra anlässlich der Eröffnung des Museo Archivio Laboratorio per le Arti Contemporanee Hermann Nitsch 2008 entstanden. Dieses Museum wurde auf Initiative von Giuseppe Morra, italienischer Galerist und Sammler des Wiener Aktionismus der ersten Stunde sowie großer Unterstützer von Hermann Nitsch, in der Stazione Bellini, einem umgebauten ehemaligen Elektrizitätswerk aus dem 19. Jahrhundert, im Stadtzentrum von Neapel errichtet. Neben dem 2007 gegründeten Museum in Mistelbach, ist es das zweite Haus, das ausschließlich dem Künstler gewidmet ist. Die erste Aktion 1974 in Neapel, damals in der Galerie Giuseppe „Peppe“ Morras, war ein großer Skandal, der auf der Questura endete, die 54. Malaktion hingegen ein großer Erfolg und wurde von Publikum und Presse jubelnd aufgenommen.
Wie ein schwarzer Vorhang breiten sich die Farbrinnsale über der Leinwand aus und lassen stellenweise den Blick auf die helleren, geschütteten Farbpartien frei. Das Fließen der Farbe steht sinnbildlich für Werden und Vergehen, für Leben und Tod, somit für die eigentliche Substanz allen Lebens, auch wenn hier nicht die Farbe Rot zum Einsatz kommt. In unserer Kultur steht die Farbe Schwarz für Trauer und den Tod, das Ende jedes Lebenszyklus. Doch ist diese Farbe so viel mehr: „Schwarz ist eine Farbe des Lichts. Mit ihrer Absorption und Reflexion stellt sie Kontraste her“, sagte der französische Maler Pierre Soulages (https://orf.at/v2/stories/2327908/2327917/, aufgerufen am 3.3.2023) und sein Landsmann Henri Matisse meinte: „Schwarz ist eine Kraft.“ (https://www.hisour.com/de/black-color-in-history-and-art-26606/, aufgerufen am 3.3.2023) Eine Kraft, die sich hier in diesem wundervollen Schüttbild von Hermann Nitsch bis in den kleinsten Winkel der Leinwand hinein entfaltet.
(Sophie Cieslar)