Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0352

Drago J. Prelog*

(Cilli, Slowenien 1939 - 2020 Wien)

„Getrenntes Doppelbild (2-teilig)“
1991
Acryl auf Leinwand; ungerahmt
160 x 410 cm
Signiert und datiert unten mittig: Drago Julius Prelog 1991

Provenienz

erworben bei der Galerie Lang Art Service GmbH;
seit 1991 institutionelle Sammlung

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Eine in zwei geteilte Leinwand, getrennt durch das markante Profil eines Menschen, bemalt mit unzähligen, übereinanderliegenden Linien in den Farben Gelb, Rot, Blau und allen, durch deren wiederholten Auftrag entstehenden Abstufungen und Intensitäten. Gemeinsam definiert das Liniengeflecht den Raum und die Dimension des Bildes.

Zeit seines Lebens lotete Prelog das Verhältnis zwischen Bildgeschehen und Bildrand aus. In den frühen Arbeiten lösten sich noch Linienknäuel von der Mitte der Leinwand aus bis hin zum Rand auf. Später nahm ein Gewirr an Linien, die sich über die gesamte Fläche ausdehnten, ihren Platz ein. Bekannt sind seine Haut- und Rindenbilder, die Berg- und Stefflbilder. Alles führte dazu, dass der Künstler, der sein Schaffen der Untersuchung von Zeichen verschrieb, sein persönliches Alphabet erschuf. Wie sagte der Künstler: „Ich bilde nicht ab – ich setze Zeichen!“

Nahtlos in diese Entwicklung und Denkstruktur reihen sich seine Profilbilder ein. Zunächst arbeitete Prelog sich an seinem eigenen Profil ab. Ließ es sich bewegen, überlappen, verschwimmen. Das Gesichtsprofil wird zum Zeichen, steht stellvertretend für den Menschen an sich. Das lässt an die Ideenlehre von Platon denken. Eídos ist in diesem Fall das Zeichen, das der Betrachter zu sehen bekommt: Das menschliche Profil, das wir sogleich erkennen und zuordnen können. Dem wiederum liegt die idea zugrunde. Idea, in der platonischen Ideenlehre als nur geistig erfassbare, unwandelbare Urbilder verstanden, ist in diesem Fall all das, was Prelog mit dem menschlichen Sein an sich verbindet und hier mitschwingen lässt.

Peter Liaunig ließ, als der Künstler 2020 verstarb, verlauten: „Drago J. Prelog war nicht nur ein enger Freund, sondern er war und ist wesentlichster Teil der Keimzelle unserer Sammlung und unseres Hauses. Er war es, der meinen Eltern in den mittleren 1960er-Jahren völlig uneitel Tür, Tor und Augen zu vielen Künstlern im Umfeld der Wiener Galerien ‚Zum Roten Apfel‘ und ‚Nächst St. Stephan‘ öffnete. Die zu dieser Zeit entstandenen Freundschaften markieren die Anfänge und bilden die Basis der Sammlung Liaunig.“

(Valerie Gaber)