Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0353

Franz Grabmayr*

(Pfaffenberg b. Obervellach/Kärnten 1927 - 2015 Wien)

„Winterbaum“
1983
Öl auf Leinwand; ungerahmt
155 x 111,5 cm
Rückseitig signiert und datiert: Grabmayr 1983

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 34.320 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Franz Grabmayr, der Maler der vier Elemente hat ein unverwechselbares Werk geschaffen, in dem er den Farben und Kräften der Natur, der er sich ein Leben lang tief verbunden fühlte, in aufwühlenden, skulptural anmutenden Bildern beeindruckende Denkmäler setzte. Seine unbeirrbare, im positivsten Sinne eigenbrötlerische Herangehensweise, in der sich pragmatische Bodenständigkeit mit aktionistischen Tendenzen vermischte, machte ihn zum Vorbild für jüngere Künstler wie Gunter Damisch oder Herbert Brandl. Zuerst als Geheimtipp gehandelt, werden Grabmayrs Arbeiten längst regelmäßig in wichtigen Museen und Galerien gezeigt und von Sammlern und Kunstliebhabern hoch geschätzt.

Trotz seiner Vorliebe für Ruhe und Abgeschiedenheit und dem Umstand, dass Grabmayr Auftritte in der Szene lieber vermied, gibt es interessante Parallelen zur zeitgenössischen Kunstgeschichte, wie dem Wiener Aktionismus, der Land-Art oder den Material-Bildern Anselm Kiefers. „Es ist diese Energie des Malakts, die sich auf dem Bildleib abdruckt und die Franz Grabmayr von allen anderen, die in der Stofflichkeit der Farbe ihr wesentlichstes Ausdrucksmedium finden, unterscheidet. Die Materialmalerei von Gaston Chaisac, Jean Fautrier, Jean Dubuffet, Antoni Tapiès oder Alberto Burri ist demgegenüber statisch." (Klaus A. Schröder: Das Gewicht der Malerei und die Transparenz des Körpers, in: Franz Grabmayr“, Österreichische Galerie Belvedere, Wolfratshausen 2002, S. 163)

Als sein großes Vorbild sah der Künstler Paul Cézanne, dessen Werk er intensiv studierte. Von den österreichischen Malern sind es besonders die Expressionisten Herbert Boeckl und Oskar Kokoschka, denen er sich verwandt fühlte, aber auch die Fauves und die Maler der Brücke waren wichtige Inspirationsquellen für ihn. Grabmayrs glückliche Kindheit am Land in Kärnten führte zu einer tiefen und spürbaren Naturverbundenheit: Berge und Felsen, Flüsse, Wurzeln, alte Bäume, Kornmandln, Sandgruben und immer wieder das Feuer sind seine Motive. In den über die Jahre immer pastoser werdenden Gemälden verarbeitete er Unmengen an Farbe, in die er häufig vor Ort gefundenes Material, das zum Motiv passte, hineinmischte, wie etwa Sand, Asche oder Stroh. Dicke Schichten Farbe werden mit der Spachtel wuchtig neben- und übereinander aufgetragen, bis eine reliefartige, geradezu zerklüftete Oberfläche entsteht, die unter dem Einfluss der Schwerkraft auch nach Abschluss des Werkes noch weiterarbeitet - seine Ölbilder scheinen so beinahe ein Eigenleben zu führen.

Grabmayrs Werke sind im doppelten Sinne keine Fliegengewichte, man kann gut erkennen, dass hier angepackt und mit und in der Natur gearbeitet wurde:

„… Ich erleb‘ die Natur so kraftvoll und muss mit der gleichen Kraft das umsetzen. Und im Bild muss die Kraft der Natur drinnen sein.“ (Franz Grabmayr in: Franz Grabmayr, Galerie Welz, Salzburg 2022, S. 3)

(Ina Waldstein)