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Martha Jungwirth*
(Wien 1940)
„Maske aus Borneo“
2007
Aquarell auf grundiertem Papier; gerahmt
104 x 71 cm
Signiert und datiert rechts unten: Martha Jungwirth 2007
Provenienz
direkt von der Künstlerin erworben;
seither österreichische Privatsammlung
Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Meistbot: € 20.000
Auktion ist beendet.
„Das ist die Methode meiner Arbeit: ich bin dabei ganz auf mich bezogen, Zeichnung und Malerei sind eine Bewegung, die durch mich durchgeht. Durch meine Wahrnehmung und meine Gestik wird es etwas anderes. Das Bild ist ein intelligentes Fleckengefüge, nichts Festgefahrenes. Es geht um das Fluide, Durchsichtige.“ (Martha Jungwirth in: Hoerschelmann, Klaus Albrecht Schröder (Hg.), Martha Jungwirth, Ausstellungskatalog, Albertina, Wien 2018, S 16)
Martha Jungwirth reist gerne, auch zu entfernt gelegenen Destinationen wie zum Beispiel Südostasien. Die Inspiration zu vorliegendem Aquarell holte sich die Künstlerin auf der Insel Borneo, genauer gesagt bei einer Maske, die sie wohl von dort mitgebracht oder dort gesehen hat. Solche Masken, zumeist aus Holz gefertigt, dienten rituellen Zwecken und sind Sinnbilder bedrohter oder bereits untergegangener Kulturen. Mit einiger Fantasie kann man die groben Formen der Maske vielleicht erahnen, aber es geht der Künstlerin vielmehr um das Erfassen der Energie, die Wiedergabe der geheimnisvollen Aura, die von diesen Kultgegenständen ausgeht.
Martha Jungwirth kontrastiert den von einem spontan gesetzten, dichten Formengefüge dominierten oberen Bildteil mit der weitgehend freigelassenen Partie in der unteren Hälfte und erzeugt so eine unglaubliche Spannung. Rasch setzt sie die Farben dicht an dicht auf das Papier, fängt einen flüchtigen Gedanken, eine spontane Eingebung, ein Gefühl, das sich ihr in diesem einen Moment aufdrängt, ein und hält dieses unwiederbringliche Momentum fest. Dabei malt sie stets eine mögliche Veränderlichkeit, ein Gefühl der Vergänglichkeit mit. Wie einen Geistesblitz, eine Gedankennotiz, die wir gerade noch, bevor sie uns wieder entwischt ist, zu Papier bringen. Die unglaubliche Dichte und Intensität, die diese flüchtigen Momente dennoch haben, entstehen rein aus der Kraft der Farben, die Martha Jungwirth meisterlich für ihre Zwecke einzusetzen versteht. Sie sind die Grundlage der Bildstruktur und auch Träger der Empfindung. Jegliche Erinnerung geht in unglaublicher Verdichtung ein in jene Farbigkeit, die in einem kontrastreichen, einander ergänzenden Miteinander die unglaubliche Sensibilität der Künstlerin offenbart.
(Sophie Cieslar)