Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0341

Hans Bischoffshausen*

(Feld am See/Kärnten 1927 - 1987 Villach)

„Espace Renaissant“
1965
PVC, Dispersion und Lack auf Leinwand; gerahmt
46 x 38 cm
Rückseitig auf Keilrahmen signiert, betitelt und datiert: BISCHOFFSHAUSEN ESPACE RENAISSANT 1965
Rückseitiges Monogramm-Etikett

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 18.000 - 36.000
Ergebnis: € 42.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Zwei inhaltliche Hauptthemen bestimmten Bischoffshausens „monochrome Phase“ die gesamten 1960er Jahre hindurch: Energie und Raum. Wobei beide Phänomene in Bischoffshausens Auffassung letztlich untrennbar miteinander verbunden waren, vertrat er doch die Theorie eines „Raumzeitplasmas“, wie in der Monographie von Arnulf Rohsmann zu lesen ist. Bischoffshausen verstand darunter einen Ort, „an dem sich Energie abspiele“ und der im Wechselspiel zwischen „pneuma“ (Hauch, Geist) und „atmos“ (Druck) pulsiere. Dabei meinte er gleichermaßen den „kosmischen Raum“ wie einen „aperspektivischen Innen-Raum, zu dem der Zugang auf dem Weg der Meditation möglich sei.“ (vgl. A. Rohsmann, Bischoffshausen, Klagenfurt 1991, S. 106). Bischoffshausens theoretische und praktische Beschäftigung mit dem Zen-Buddhismus war sicherlich maßgeblich für seine Auffassung und ist gewiss hilfreich für die Interpretation und das Verständnis seiner Arbeiten.

Raum war für Bischoffshausen also nichts Statisches, sondern – im Zusammenspiel mit Energie – etwas Veränderliches, Pulsierendes, in und um uns stets Vorhandenes und uns Inkludierendes. Dieser Latenz verlieh er meist auch in den Bildtiteln Ausdruck, die verdeutlichen, dass es sich hier um eine Art „Momentaufnahme“ eines beweglichen Kontinuums handelt. So auch im vorliegenden Werk, das man auf deutsch etwas sperrig als „Raum im Prozess der Wiedergeburt“ oder „wiedererlebender Raum“ übersetzen könnte. Auch hier wird also die Prozessualität des Raums als Ort des ständigen Entstehens und Vergehens, des Zusammeziehens und Ausdehnens, betont. Bildlich drückt sich diese latente Beweglichkeit in einer Struktur aus, die sich aus dem Zusammenspiel von Leere und Form ergibt. „Die Leere und die Fülle sind dabei von gleicher Qualität (…).“ beschreibt Rohsmann (S. 105) und zieht damit (unbewusst) eine Parallele zu einem der Kerntexte des Zen-Buddhismus, dem Herz Sutra, in dem es heißt: „Form ist nicht verschieden von Leere, Leere ist nicht verschieden von Form. Daher ist Form Leere und Leere ist Form.“

(Clara Kaufmann)