Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0354

Adolf Frohner*

(Groß Inzersdorf 1934 - 2007 Wien)

„So war es“
1995
Öl auf Leinwand; gerahmt
210 x 170 cm
Signiert und datiert rechts unten: Frohner 95
Rückseitig bezeichnet: So war es!

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Literatur

Dieter Ronte, Elisabeth Voggeneder (Hg.), Adolf Frohner. Malerei, Werkverzeichnis Band 2. Bielefeld 2017, S. 241.

Die Arbeit ist im Werkverzeichnis unter der Nummer M 473, FV 152 verzeichnet.

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000

Die vom Kriegstrauma geprägte Nachkriegszeit im erzkonservativen Wien schrie geradezu nach Revolte und Widerspruch und die junge Künstlergeneration suchte nach Vorbildern, die sie im akademischen Kunstbetrieb kaum finden konnte. Prägend für Adolf Frohner war seine Begegnung mit Jean Dubuffet und der Art Brut im Paris der 1960er Jahre. Die gleiche direkte und unverfälschter Ausdruckskraft fand er auch bei den Künstlern in Gugging um Leo Navratil, für deren Anerkennung und ausreichende Würdigung er sich sehr einsetzte. Als renommierter Professor an der Hochschule für angewandte Kunst initiierte Adolf Frohner Ausstellungen und unterstützte das Haus der Künstler in Gugging.

„So war es“ ist eine schonungslose Auseinandersetzung mit der Nationalsozialistischen Vergangenheit und den Gräuel des Krieges. Wie der Gekreuzigte steht ein Mann als einziger Überlebender im unteren Bereich des Bildes, hervorgehoben durch einen auf die Leinwand applizierten Rahmen. Darüber türmen sich Leichenberge, Skelette und Totenschädel. „Ich versuche nicht, ein schön‐ästhetisches Menschenbild herzustellen. Die Realität nehme ich an, und die ist auch schön und wahr, wenn sie hässlich ist“ (https://www.forum-frohner.at/de/startseite, aufgerufen am 13.3.2023), so der Künstler. Rot als Farbe des Blutes dominiert und zeichnet die Umrisse der gequälten, schmerzvoll verkrümmten Körper nach. Mit ihrem hellen Inkarnat heben sie sich leuchtend von einem blauschwarz gehaltenen Bildgrund ab. Adolf Frohner bedient sich der österreichischen barocken und katholischen Bildtradition, um die fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus im Kunstwerk drastisch sichtbar zu machen. Er will die Sprachlosigkeit seiner Generation aufbrechen, will Reaktionen provozieren. „Die Wirklichkeit, die ich herstelle, ist die Wirklichkeit, die uns alle betrifft – die auch hässlich sein kann. Kunst ist notwendig für die Menschen, denn sie werden zu ihrer Mensch-Bleibung ständig durch Schönheit provoziert.“ (https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/663142_Fleisch-ist-staerker-als-Blech.html, aufgerufen am 12.3.2023) Dabei bekämpft Adolf Frohner vehement den traditionellen Schönheitsbegriff und einen fehlgeleiteten Ästhetizismus.

(Sophie Cieslar)