Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

19. April 2023, 15:00 Uhr

0396

Rudolf Hausner*

(Wien 1914 - 1995 Wien)

„Ein starker Mann“
1937
Öl auf Papier auf Hartfaserplatte; gerahmt
51,5 x 73 cm
Monogrammiert und datiert links oben: R.H. 37
Bezeichnet oben mittig: Ein starker Mann
Signiert rechts oben: R. Hausner

Provenienz

Galerie Zentrum, Wien;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Ausstellungskatalog, Adam und Anima. Rudolf Hausner. 80 Jahre, 196. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Wien 1995, S. 64, Abb. Nr. 5;
Hans Holländer (Hg.), Rudolf Hausner, Werkmonographie, Offenbach am Main 1985, Abb. S. 34.

Schätzpreis: € 10.000 - 20.000
Ergebnis: € 13.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Hausner war das älteste Mitglied der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. In seinen mythologisch geprägten Bildern spiegeln sich sein Interesse am Symbolismus, die Faszination für kinematographisches Sehen und psychische Introspektion wider. Er experimentierte mit surrealistischen, neusachlichen, pointillistischen und abstrakt-geometrischen Wirklichkeitsmodellen, ohne diese jemals vollständig zu übernehmen. Nach einer Art Vision während seines Kriegsdienstes begann er, vor allem autobiografische Motive zu verarbeiten.

Noch in der Zwischenkriegszeit 1931-36 hatte Hausner bei Carl Fahringer und Karl Sterrer an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert. 1936 malte er in seinem ersten eigenen Atelier im Hanuschhof in Wien-Erdberg Bilder in impressionistischer und expressionistischer Tradition, wobei er sich besonders mit den Werken van Goghs und Paul Cézannes auseinandersetzte. In dieser „Erdberg-Phase“ (bis 1939) beschäftigt er sich besonders mit sozialen Fragen und las Werke von Dostojewski, Zolá und Henri Barbusse.

Das hier gezeigte Bild „Ein starker Mann“ von 1937 datiert aus dieser frühen, noch experimentellen Periode, und ist, anders als seine fein gemalten, surrealistischen Werke ab Mitte der 1940er Jahre, ganz im Expressionismus verhaftet. Das Gesicht und der angespannte Arm des Mannes sind mit deutlich sichtbaren schwarzen Umrandungen definiert, die satten Farben der eher groben Gesichtszüge mit den starken Augenbrauen, die an Portraits Ludwig Kirchners erinnern, sind mit kräftigen, breiten Pinselstrichen aufgetragen.

Im gleichen Jahr noch wurde Hausner zum österreichischen Bundesheer einberufen, ein Jahr später wurden seine Bilder mit einem Ausstellungsverbot durch die Reichskulturkammer belegt. 1941 wurde er von der deutschen Wehrmacht eingezogen. Während dieser Zeit kam es zu einem prägenden traumatischen Blockhauserlebnis in der russischen Tatra, das er in seinen späteren Arbeiten immer wieder aufgriff.

1946 gründete Rudolf Hausner zusammen mit E. Jené, E. Fuchs, W. Hutter und F. Janschka eine surrealistische Gruppe im österreichischen Art Club; später schlossen sich noch A. Lehmden und A. Brauer an. 1959 folgte die Gründung der surrealistisch geprägten „Wiener Schule". Der von J. Muschik propagierte Begriff des „Phantastischen Realismus" setzte sich durch.

(Ina Waldstein)