Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. Dezember 2022, 15:00 Uhr

2241

Christian Ludwig Attersee*

(Preßburg 1940)

„Pflückzeit“
2003
Öl auf Leinwand; gerahmt
150 x 150 cm
Bezeichnet, signiert und datiert unten: Pflückzeit, Attersee 2003

Provenienz

Privatbesitz, Oberösterreich

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Attersee ist ein assoziationsreicher Poet, ein Gratwanderer zwischen Phantasie und Wirklichkeit, der in seinen letztlich durchaus kritischen, kollektiv verbindlichen Zeichnungen und Bildern an Zustände und Symptome rührt, mit denen wir tagtäglich zu tun haben.“ (Katalin Reviczky, in: Attersee. Zärtenspiel. Malerei der 90er Jahre, AK Museum der Bildenden Künste, Budapest, 1999, S. 15)

Christian Ludwig Attersee ist einer der ausgeprägtesten Individualisten und gleichzeitig einer der vielfältigsten Künstler Österreichs. Sein Pseudonym in Anspielung auf den See im Salzkammergut und auch seine Vorliebe für Blau rühren aus seiner Vergangenheit als erfolgreicher Segelsportler. Neben der Malerei trat er auch als Musiker in Erscheinung, produzierte Filme und entwarf Bühnenbilder. Für viele gilt er als Mitbestimmer der europäischen, sicherlich jedenfalls der österreichischen Pop Art.

Die Essenz seines Werkes machen Natur und Erotik aus: Wind, Wetter und Sexualität spielen dabei wichtige Rollen in einem Alltag, den der Künstler in einer stets freiheitssuchenden Haltung in seine malerische Sprache übersetzt. Dabei können durchaus auch gesellschaftskritische Töne anklingen. Von Beginn an bestimmen surrealistische Formen die Bildwelt Attersees. Seine leicht wiedererkennbare Handschrift soll dabei gleichermaßen die Emotionen sowie den Intellekt des Betrachters ansprechen. In undefinierten Räumen bewegen sich wiederkehrende Motive wie Fische, Wasser, Boote, Gläser oder Äste in bühnenartigen Kompositionen, verschmelzen teilweise miteinander und führen somit ihre ursprünglichen Funktionen ad absurdum. Dabei sind Attersees Werke charakterisiert von einer ergreifenden Sinnlichkeit und intensiven Farbtönen, häufig noch betont von schwarzen Umrandungen, die die Intensität der Farben verstärken. Die auffallende Dynamik seiner Bilder ist häufig bis zum Rausch gesteigert, (physischer) Genuss und Ekstase sollen angesichts seiner Bilder idealerweise auf den Betrachter überspringen. Der Übergang zwischen informeller, frei fließender Malerei und figurativer Lesbarkeit ist fließend.

Ab dem Jahr 2000 werden Attersees Kompositionen noch bunter, häufig überwiegt dabei eine Farbe. Wortneuschöpfungen und neue Sprachbegriffe sollen sein Werk erläutern und ergänzen, dabei fließen hintergründige Assoziationen und narrative Aspekte in seine Gemälde ein. Märchenhaft inszenierte Tiere, nackte Frauen, Symbole der Begierden und bekannte Motive, wie die Suche nach dem kosmischen Glück in Verbindung mit Ekstase bilden das Vokabular.

Ab 2002 beschäftigt sich Attersee mit den Themen Frucht(barkeit), Wachstum und Ernte im weiteren Sinne. Er versteht das Leben und Wirken von Menschen, Tieren, Landschaft und Gegenständen als Frucht und versucht, die Vielfalt seiner gemalten Welt mit den Themen Besamung, Blüte, Frucht und Fruchtende zu besetzen, wobei er diese mit verschiedensten Formen der Erotik in Verbindung bringt.

(Ina Waldstein)