Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

08. November 2022, 15:00 Uhr

0007

Jusepe de Ribera Werkstatt

(Játiva 1588 - 1652 Neapel)

„Euklid von Alexandrien, griechischer Mathematiker (3. Jh. v. Chr.)“
Öl auf Leinwand
129 x 101 cm

Provenienz

Sammlung Arenaza, Spanien;
Privatsammlung, Puerto Rico;
Christie's London, 10. April 1987 (als Francesco Fracanzano);
Sammlung Erna Weidinger (1923–2021)

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 35.840 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Jusepe de Ribera gilt als einer der berühmtesten Vertreter der Neapolitanischen Barockmalerei. Seine Werke bestechen vor allem durch ausdrucksstark modellierte Figuren, inszeniert mit dem gekonnten Einsatz der caravaggesken Hell-Dunkel-Malerei. Neben zahlreichen stilprägenden Kompositionen kirchlicher Sujets, gilt er heute als einer der „Erfinder“ des neuzeitlichen Philosophenbildnisses. So reiht sich auch das vorliegende Gemälde in Riberas bemerkenswerte Serie berühmter Philosophen der Antike, etwa Diogenes, Archimedes und Plato, darstellend. Zumeist in den 1630ern erdacht, wurden die Kompositionen aufgrund ihres Erfolges mehrfach vom Meister selbst oder Künstlern aus der Werkstatt bzw. dem Umkreis wiederholt.
Jedes Gemälde ist mit sorgfältigen Details und Attributen ausgestattet, um den Charakter und die Philosophie der Dargestellten hervorzubringen. Die Kompositionen zeugen von Riberas großer Originalität und Erfindungsgabe. Obwohl er weise Männer der Antike darstellte, verzichtete der Künstler auf jegliche Idealisierung und schuf die kraftvollen Porträts als spezifische Individuen nach realen Modellen.
Im Dreiviertel dargestellt ist der griechische Mathematiker Euklid von Alexandria (3. Jh. v. Chr.), welcher bis in die frühe Neuzeit auch immer wieder mit dem Philosophen Euklid von Megara (geboren vermutlich um 450 v. Chr.) verquickt wurde. Mit seiner berühmtesten Schrift, „Elemente“, schuf er eines der bedeutendsten Werke über Geometrie und Arithmetik, das noch 2000 Jahre lang als akademisches Lehrbuch benutzt werden sollte. Durch seine wegweisenden Erkenntnisse wird er heute als „Vater der Geometrie“ bezeichnet. Darauf weisen auch das vor ihm aufgeschlagene Buch sowie die Schriftrolle in seiner linken Hand: diese zeigen geometrische Skizzen, wie sie auch in den „Elementen“ dargestellt sind. Eine weitere Fassung des Sujets befindet sich in der Sammlung Apelles in Santiago, Chile (vgl. Nicola Spinosa, Ribera. Neapel 2006, S. 293ff., Nr. A83).