Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

08. November 2022, 15:00 Uhr

0006

Paolo de Matteis

(Piano del Cilento 1662 - 1728 Neapel)

„Salomon und die Königin von Saba“
um 1710/15
Öl auf Leinwand
64,7 x 126 cm

Provenienz

Christie's London, 13. Dezember 1991, Lot 251 (teils abweichendes Maß);
Sammlung Erna Weidinger (1923–2021)

Ausstellung

1993/1994 Wien und Neapel, Kunstforum der Bank Austria und Castel Sant'Elmo, "Barock in Neapel", Nr. 11b

Literatur

Silvia Cassani (Hg.), Barock in Neapel. Kunst zur Zeit der österreichischen Vizekönige, Ausstellungskatalog Kunstforum der Bank Austria Wien und Castel Sant' Elmo Neapel, Neapel 1993, S. 154, N. 11b, S. 155 Farbabb. (teils abweichendes Maß)

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 11.520 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

1713-17 wurde Paolo de Matteis mit dem Kuppelfresko in der neapolitanischen Jesuitenkirche Gesù Nuovo betraut. 1776 wurde die bereits baufällige Kuppel allerdings abgetragen und De Matteis' Freskenzyklus ging verloren.
Das Gemälde „Triumph und Glorie der Maria Immaculata“ im Museo Duca di Martina in Neapel (Inv. Nr. 84373) gilt als ein erster Teilentwurf des Künstlers zu der Kuppelausstattung.
Auf einem weiteren Bozzetto De Matteis' in der Berliner Gemäldegalerie (Inv.Nr. 1/69) wird dem himmlischen Geschehen der Aufnahme Marias in der unteren Zone die irdische Begegnung der Sabäerkönigin mit Salomon gegenübergestellt. Die Berliner Darstellung kann als die endgültige Fassung betrachtet werden, die für die Arbeiten an der Kuppel vorgelegt wurde und welcher mehrere Vorstudien vorausgingen (vgl. Nicola Spinosa, Pittura napoletana del Settecento. dal Barocco al Rococò, Neapel 1999, S. 136, Nr. 135; Winfried Baer, Ein Bozzetto des Paolo de Matteis für die Kuppel der Jesuitenkirche Gesù Nuovo in Neapel, in: Jahrbuch der Berliner Museen, Bd. 14, Berlin 1972, S. 194).
In der Behandlung des alttestamentarischen Bildthemas sind im vorliegenden Werk leichte Abweichungen zur Berliner Ausführung erkennbar. So besteht aufgrund der leuchtenden Farbgebung, wärmeren Lichtführung und dramatischen Wiedergabe der Figuren auf dem hier angebotenen Gemälde nähere Gemeinsamkeit mit dem Neapler Skizzenbild. Auch wenn sich die Physiognomien der Hauptprotagonisten ähneln, so ist der emotionale Gehalt der Thematik im Berliner Bild reduziert dargestellt. Unser Gemälde verzichtet zwar noch auf einige Begleitfiguren, stellt Gestik und Mimik der Dargestellten jedoch weitaus mehr in den Vordergrund. Die bühnenartige Palastszenerie mit prächtigen Draperien und Kostümen ist hier bereits vorbereitet. Es liegt daher nahe, dass das vorliegende Gemälde „Salomon und die Königin von Saba“ ebenfalls als eine frühe Vorstudie für das Kuppelfresko gefertigt wurde.