Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

08. November 2022, 15:00 Uhr

0023

Jacob van Ruisdael

(Haarlem 1628/29 - 1682 Amsterdam)

„Sturm am Meeresufer“
um 1665/70
Öl auf Leinwand
50,5 x 66,5 cm
Monogrammiert links unten: JvR
Rückseitig Wachssiegel: Königliche Museen Berlin

Provenienz

Jan Bleuland, Utrecht,1833;
Utrecht (Lamme), 6. Mai 1839;
Guillaume Thierry Arnaud Marie Baron van Brienen van de Grootelindt, Amsterdam, 1860;
Paris, Le Roy, 8. Mai 1865, Nr. 35;
Sammlung Suermondt, Aachen, von wo es 1874 an das Kaiser-Friedrich-Museum Berlin ging;
Tausch durch das Museum 1924 mit dem Händler van Diemen, Berlin;
Privatsammlung, Frankfurt am Main, 1928;
K.A. Volz, Den Haag;
August Wilhelm Volz, Den Haag;
Étienne Nicolas, Paris;
Sotheby's, London, 27. Juni 1962, Lot 30;
Alfred Brod, London 1963;
Sotheby's, London, 14. Dezember 1977, Lot 22;
Galerie St. Lucas, Wien 1978/79;
Sammlung Erna Weidinger (1923–2021)

Ausstellung

1873 Brüssel, Société Néerlandais de Bienfaisance à Bruxelles, Ausstellung von Gemälden und Zeichnungen Alter Meister, Nr. 30;
1873 Brüssel, Musée Royale des Beaux-Arts, Le Catalogue d'une collection [B. Suermondt] de tableaux et dessins anciens et modernes, Nr. 153;
1936/37 Den Haag, The Mauritshuis, Oude Kunst Haagsch bezit, Kat. Nr. 168;
1963 London, Alfred Brod, 9. - 30. Mai, Nr. 17;
Winter 1978/79 Wien, Galerie St. Lucas, Gemälde alter Meister, Nr. 19

Literatur

W. Bürger, Nouvelles études sur la Galerie Suermondt: XIII. Les Ruisdael, in: Gazette des Beaux-Arts, 1869, S. 182-186 (Radierung von L. Flameng);
Zeitschrift für bildende Kunst, 4, 1869, S. 241 - 243;
Frederick C. Willis, Die niederländische Marinemalerei, Leipzig 1911, S. 63;
Cornelis Hofstede de Groot, Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Bd. IV, London 1912, S. 291-2, Nr. 942, und S. 304, Nr. 978;
Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin, Katalog, 1921, Nr. 885B;
Jakob Rosenberg, Jacob van Ruisdael, Berlin 1928, 582;
Gerardus Arnulf Maria Janssen, Das Haus Herengracht 182 zu Amsterdam und seine Sammlung von Gemälden Niederländischer Maler des siebzehnten Jahrhunderts, phil. Diss., München 1988, S. 117-118;
Seymour Slive, Jacob van Ruisdael, A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings and Etchings, New Haven & London 2001, S. 463, Kat. Nr. 654 (SW-Abb.)

Schätzpreis: € 150.000 - 300.000
Ergebnis: € 96.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Schon der 1865 verfasste Bericht des angesehenen niederländischen Kunstkenners Carl Vosmaer zur Versteigerung der Sammlung van Brienen betont die herausragende Qualität des vorliegenden Seestückes: „Ein weiteres ausgesuchtes Juwel ist die Marine Jacob van Ruisdaels. Von den nur wenigen, die er gemalt hat, besitzt der Louvre und das Haager Museum je ein Exemplar (-), man sucht unter den holländischen Marinemalern vergebens ein Stück, so kräftig, so schön wie dieses Meer des Landschaftsmalers.“ (Janssen 1988, S. 117)
Der Neffe Salomon von Ruysdaels (1600-1670) ist vorrangig für seine kraftvollen Wald- und Dünenlandschaften angesehen, die durch eine kontrastreiche Lichtführung und die differenzierte Wiedergabe der Naturformen brillieren. Nur wenige Seestücke, etwa fünfundzwanzig Gemälde, sind von ihm bekannt, jedoch zählen diese zu seinen hervorragendsten Werken. Die besonders genauen Naturbeobachtungen gipfeln in der Wiedergabe der bewegten See, der sich auf den Wellen sammelnden Gischt und den dunklen Farbspielen des sturmbewegten Wassers.
Über der Wasseroberfläche türmen sich die gewitterschweren Wolken in dramatischen Farbabstimmungen während sich die Wellen an der mit Holmen besetzten Sandbank im Vordergrund brechen. Aus dem fein abgestimmten Zusammenspiel von Himmel, Gewässer und den darauf treibenden Booten lässt Jacob von Ruisdael einen mitreißenden Eindruck des Naturschauspiels entstehen.
Die Komposition dieses herausragenden Seestücks war auch für nachfolgende Künstlergenerationen prägend und wurde mehrfach wiederaufgenommen; eine Wiederholung befindet sich beispielsweise im Musée des Beaux-Arts in Straßburg. (Inv.-Nr. MBA 571)