Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

28. Juni 2022, 15:00 Uhr

0012

Jacob de Wit

(Amsterdam 1695 - 1754 Amsterdam)

„Allegorie der Liebe und Treue“
um 1715
Öl auf Leinwand
117,5 x 118,5 cm

Provenienz

wahrscheinlich Teil der Raumausstattung für Jacomo de Wit (gest. 1721) in der Keizerstraat, Antwerpen;
Privatsammlung, Deutschland

Gutachten von Guus van den Hout, Antwerpen, 8. März 2022, liegt bei.

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 14.080 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Jacob de Wit ging bei dem Historienmaler Albert van Spiers (1665–1718) in die Lehre. Ab 1709 arbeitete er in Antwerpen, wo sein Onkel Jacomo de Wit eine renommierte Wein- und Kunsthandlung besaß. Nach einer weiteren zweijährigen Lehrlingszeit bei Jacob van Hal (1672-1750) wurde De Wit schnell zu einem der führenden Maler in Antwerpen und als Meister in die St. Lukasgilde aufgenommen. Die barocke Formensprache Peter Paul Rubens‘ und seiner Zeitgenossen beeinflussten den Künstler Zeit seines Lebens.
Wie Guus van den Hout in seinem ausführlichen Gutachten erklärt, dekorierte der junge Jacob de Wit um 1714-1715 nahezu sicher zwei Räume im Haus seines Onkels Jacomo in der eleganten Antwerpener „Keizerstraat“. Hier konnte er sein herausragendes Talent präsentieren und damit wichtige neue Auftraggeber beeindrucken. Die Räume waren einerseits dem Thema Liebe (Venus) gewidmet, andererseits dem Thema Wein (Bacchus). Die Rekonstruktion dieser bislang unbekannten großformatigen Malereien werden in der, sich in Vorbereitung befindlichen, Dissertation Guus van den Houts über De Wits Antwerpener Zeit behandelt.
Vorliegendes Gemälde die „Allegorie der Liebe und Treue“ war wohl als Dekoration für den Raum der Liebe vorgesehen. Drei kleine Putten, ein Mädchen und zwei Knaben, bewegen sich in einer arkadischen Landschaft. Das Mädchen und ihr Begleiter auf der rechten Seite, die jeweils eine Taube halten, symbolisieren die wahre Liebe, während der Knabe mit dem Hund an der Leine die Treue darstellen. Van den Hout datiert das Gemälde in das Ende der Antwerpener Jahre De Wits, um 1715. In dieser Periode entwickelt er seine interagierenden Putten und verwendet diese wiederholt in verschiedenen Kompositionen. Typisch für den Stil De Wits zu dieser Zeit sind die nur wenig realistischen Anatomien, die reichliche Verwendung von Draperien meist in Gelb, Blau und Rot und die zarte Ausführung des Blattwerks im Hintergrund.
1741 wurde die Kunstsammlung des bereits 1721 verstorbenen Jacomo de Wit verkauft. Nachdem die Allegorien jedoch nicht in diesem Katalog aufscheinen, ist zu vermuten, dass Jacob de Wit das von ihm geschaffene Ensemble wieder selbst zurückerhielt. Die (Haupt-)Komposition der Ausstattung ist der „Triumph der Liebe“ ("Liefde Triompheert", Öl auf Leinwand, 200,5 x 139 cm, Rijksmuseum Twenthe, Inv. 4119). Sie ist signiert “Door my/I. De Wit./Dese Stucken/Geinventeert/en Geschildert“ und verweist damit auch auf Jacob de Wit als den Schöpfer aller anderen Werke. Eine weitere diesen Räumen zuzuordnende Zeichnung im Crocker Art Museum (Sacramento, Kalifornien, Inv. 1871-207) stellt die „Weisheit der Liebe“ („Verstandige Liefde“) dar. Mit dem Aufscheinen des vorliegenden Gemäldes sind nun der „Triumph der Liebe“, die „Weisheit der Liebe“ und die „Treue der Liebe“ wiedervereint (vgl. Gutachten von Guus van den Hout).