Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

09. März 2022

3043

Max Weiler*

(Absam bei Hall i. Tirol 1910 - 2001 Wien)

„Wie ein Lärchenbaum“
1972
Eitempera auf Leinwand; gerahmt
70 x 60 cm
Signiert und datiert links unten: Weiler 72
Rückseitig signiert, datiert und bezeichnet: Weiler 1972, "Wie ein Lärchenbaum"

Provenienz

Privatbesitz, Salzburg

Ausstellung

Max Weiler, Landschaft auf tönenden Gründen - Gemälde, Graphik 1969-1973, Galerie Krinzinger, Innsbruck 27.04 bis 25.05.1973.

Literatur

Wilfried Skreiner, Almut Krapf, Max Weiler. Salzburg 1975, S. 339, Abb. 746.;
Wieland Schmied, Max Weiler. Ein anderes Bild der Natur, Der Weg zum Spätwerk. Salzburg 1998, Abb. S. 82.

Die Arbeit ist im Werkverzeichnis unter der Nr. 746 verzeichnet.

Schätzpreis: € 40.000 - 80.000
Ergebnis: € 66.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

„Wie ein Lärchenbaum“ gehört zur Serie der „Bilder auf tönenden Gründen“, die in die Jahre 1969 bis 1973 fallen. In dieser Werkfolge beschäftigt sich Max Weiler intensiv mit dem Verhältnis Figur und Grund. Voraussetzung sind die Errungenschaften der vorangegangenen Phasen, die Befreiung und Verflüssigung der Farbe, die Entgrenzung der Bildfläche, das Malen von Seelenbildern, die eine eigene Natur erschaffen. Auffallend ist, dass nun die Bildfläche mehr oder weniger komplett mit Farbe bedeckt wird, es bleiben keine atmosphärischen Leerräume wie in den Bildern „Wie eine Landschaft“. Das erfordert auch eine andere Malweise: „Ich musste zuerst einige Neuerungen dazu erfinden, so etwa konnte ich auf den farbigen Gründen die Kompositionen nicht mehr mit Bleistift zeichnen, weil man sie einfach nicht so sieht. Ich nahm daher weiße oder eine andere helle Farbe. Diese weiße Zeichnung auf dem hellen Grund ergibt ein weißes Netzwerk, das das Bild ins Immaterielle führt. Es hebt alles Plastische auf. Es macht das Bild unnaturalistisch, etwas schwer begreiflich, während es durch den gefühlsbetonten Grund, ich nannte ihn auch ‚tönenden‘ Grund, ansprechender wurde…“ (Max Weiler, 1972 in: Gottfried Boehm, Edelbert Köb (Hg.), Max Weiler. Malerei seit 1927, Retrospektive, Ausstellungskatalog, Künstlerhaus, Wien 1999/2000, S. 287)

Der Lärchenbaum schwebt vor dem in zarten Farbtönen gehaltenen Bildgrund, der ohne erkennbaren Horizont Wiesenfläche und Abendhimmel sein kann. Der Baum mit blauem Stamm hat scheinbar entwurzelt eine unglaubliche Schwerelosigkeit entfaltet, scheint im unteren Bereich zu kippen, um dann doch im Loslösen begriffen nach oben über den oberen Bildrand hinaus zu streben. Der Titel verrät mehr: es heißt hier „Wie ein Lärchenbaum“. Es geht Max Weiler also keineswegs darum, eine tatsächliche Pflanze oder eine reale Landschaft darzustellen. Vielmehr ist es eine verinnerlichte Natur, ein Schöpfen aus dem Unbewussten, die sich hier seinen Weg auf die Leinwand bahnt. Der Künstler selbst umschreibt das mit „einer Übereinstimmung mit dem ganzen Sein“. Er malt Bilder, „in denen ein Unendliches in die Natur hineinschaut“ (Max Weiler, Salzburg 1986, Text publiziert vom Rupertinum, in: Otto Breicha, Weiler. Die innere Figur, Salzburg 1989, S. 285). Dabei nutzt er die Macht der Farben, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen.

Die „Bilder auf tönenden Gründen“ changieren „zwischen abstrakter Leichtigkeit und körperlicher Gebundenheit der Farbformen“ und versetzen so „das Dargebotene in eine intensiv erlebbare Schwingung“ (Max Weiler. Licht und Farbe, Ausstellungskatalog, Museion, Museum für Moderne Kunst, Bozen 1993, S. 200), die sich auch auf den Betrachter überträgt und ihn so emotional berührt.

(Sophie Cieslar)