Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

07. Juli 2021, 14:00 Uhr

1031

Jan Brueghel der Jüngere

(Antwerpen 1601 - 1678 Antwerpen)

„Paradieslandschaft mit der Erschaffung Evas“
1630er Jahre
Öl auf Kupfer, parkettiert
52 x 72 cm

Provenienz

österreichische Privatsammlung

Kurz-Gutachten Dr. Klaus Ertz, Lingen, den 1. Mai 2021, liegt bei.

Schätzpreis: € 50.000 - 100.000
Meistbot: € 67.000
Auktion ist beendet.

Exotische Darstellungen und Paradieslandschaften erfreuten sich im beginnenden 17. Jahrhunderts größter Beliebtheit. So sind von Jan Brueghel dem Älteren (1568-1625) und seinem Sohn Jan Brueghel dem Jüngeren zahlreiche Gemälde mit phantastischen Paradiesdarstellungen bekannt, in welchen die Neugier und das aufkeimende Interesse am Artenreichtum der Natur erkennbar wird. Neben zeitgenössischer Literatur, die sich in Illustrationen mit der beginnenden systematischen wissenschaftlichen Erfassung der Tier- und Pflanzenwelt, auseinandersetzte, dienten auch direkte Studien nach der Natur als Inspirationsquelle. Von Jan Brueghel dem Älteren ist überliefert, dass er 1604 an den Hofe Rudolfs II. nach Prag reiste, wo er in dessen Menagerie exotische Vögel und Tiere sehen konnte - ebenso am benachbarten Brüsseler Hof. Des Weiteren gab es im weltoffenen Antwerpener Hafen immer wieder Tiere oder Pflanzen aus fremden Ländern zu studieren (vgl. K. Ertz/Chr. Nitze-Ertz, Jan Brueghel d.Ä., Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog, Lingen 2008-10, Bd. II, S. 449f.).

Die vorliegende Paradieslandschaft besticht durch die Vielfalt an verschiedenen Tieren und die für Jan Brueghel den Jüngeren typische Farbigkeit – Braun-Grün für Vorder- und Mittelgrund und Blau für den Hintergrund. In eine bewaldete Landschaft eingebettet, finden sich allerlei heimische Tiere, wie beispielsweise ein Hirsch und ein Ziegenbock, Hunde, Schwäne sowie das die rechte Bildhälfte dominierende und den Betrachter direkt einladende, weiße „Paradiespferd“. An exotischen Vertretern der Tierwelt sind vor allem der Pinguin links, die bunten Vögel im Baum sowie Kamele und Elefanten im Hintergrund hervorzuheben. Natürlich dürfen auch die besonders durch Peter Paul Rubens (1577-1640) in der Antwerpener Malerei etablierten Raubkatzen nicht fehlen – hier ein schleichendes Löwenpaar und zwei Leoparden. Unabhängig vom ursprünglichen Lebensraum versammelt der Künstler in seinem Gemälde die unterschiedlichen Tiere und kreiert ein Werk, das durch seine lebendigen Details und exotischen Charakter fasziniert.

Jan Brueghel der Jüngere komponierte über die gesamte Schaffenszeit immer wieder in neuen Variationen der phantastischen Paradieslandschaften. Wie Dr. Ertz in seinem Gutachten betont, reicht kein anderer Künstler seiner Zeit an die hervorragende malerische Qualität des Vaters und Vorbildes Jan Brueghel der Ältere heran. In dieser Komposition allerdings hat Jan Brueghel der Jüngere jedoch bereits eine selbständige und vom Vater unabhängige Laufbahn eingeschlagen. Entfernte Vorbilder des Vaters sind die Landschaft in Hampton Court (vgl. Ertz 2008-10, Band II, Kat. 192) mit den kleinen Figuren des Sündenfalls hinten rechts – hier jedoch die Erschaffung Evas – und dem Ausblick in die Ferne im linken Bildteil sowie der Vogelbaum aus dem Gemälde in Malibu (vgl. Ertz 2008-10, Band II, Kat. 197). Diese verschiedenen Kompositionsteile vereint Jan Brueghel der Jüngere gekonnt in vorliegendem Bild, das eine leicht veränderte Variante seines Gemäldes in Budapest darstellt (vgl. K. Ertz, Jan Brueghel d.J., Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog, Freren 1984, Kat. 90).