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Hans Von Aachen Umkreis
(Köln 1552 - 1615 Prag)
„Dido“
um 1610/20
Öl auf Holz
51 x 38,5 cm
Inschrift links oben: DIDO.
Rückseitig bezeichnet: F. Floris f.
Provenienz
Franz von Matsch (1861-1942), Wien;
im Erbgang an dessen Töchter Theresie von Matsch und Hilde von Matsch;
österreichische Privatsammlung
Schätzpreis: € 5.000 - 10.000
Meistbot: € 10.000
Auktion ist beendet.
Das Gemälde ist ein typisches Beispiel für die ganz eigenständige, am Hofe Kaiser Rudolphs II. in Prag entwickelte Stilrichtung der Malerei um 1600. Es ist in größter Nähe zu Hans von Aachen, dem kaiserlichen Kammermaler und einem der bedeutendsten rudolphinischen Künstler, zu verorten. Trotz seines internationalen Ansehens wird der Werkstattbetrieb Hans von Aachens jedoch heute nur als sehr klein beurteilt. Neben dem flämisch geprägten Pieter Isaacsz (1568-1625) ist der aus dem Dresdner Umfeld stammende Hans Christoph Schürer (um 1590 geboren) einer der wenigen namentlich bekannten Künstler, die als Schüler Hans von Aachens Erwähnung finden. Letzterem ist möglicherweise auch vorliegendes, die antike Frauengestalt der ‚Dido‘ personifizierendes Gemälde zuzuordnen.
Wie die jüngsten Forschungen von Dr. Thomas Fusenig zu Hans Christoph Schürer unterstreichen, sind diesem aus dem Dresdner Raum stammenden Maler eine Reihe bislang unidentifizierter Werke mit Prager Einfluss zuzuordnen, welche sowohl kompositorisch, ikonographisch und stilistisch als auch maltechnisch mit der Hand des Schöpfers des vorliegenden Gemäldes übereinstimmen. Besonders vergleichbar ist dabei eine Serie von Schürer zugordneten Sinnes-Darstellungen, die sich heute in Museen in Stockholm und Bamberg befinden (siehe Thomas Fusenig, Gemälde aus dem Umkreis von Hans von Aachen - Hans Christoph Schürer?, in: Studia Rudolphina, Bd. 14 2014, S. 129-138).
Charakteristisch erscheint die Inszenierung der sich vor einem schwarzen Hintergrund abhebenden erotisierenden Frauengestalt mit hellem Inkarnat. Aber auch der Farbauftrag der Lasuren und die gekonnt gesetzten Höhungen der Lichtreflexe in den zarten Stoffen, den Perlen und den weiteren Schmuckstücken sind bemerkenswert. Diese sind ebenso in zahlreichen Werken Hans von Aachens zu finden, wie beispielsweise „Bacchus, Venus und Amor“ (Kunsthistorisches Museum, Wien, Inv.-Nr. 1132) oder auch dem um 1612 entstandenen „Mädchenbildnis“ (Prag, Sbirky Prazsheko hradu, Inv. O 138).