Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

07. Juli 2021, 14:00 Uhr

Objektübersicht
Objekt

1001

Hans Holtzmayr

(München um 1565 - nach 1625 München)

„Anbetung der Könige“
um 1600
Öl auf Holz
29,5 x 21,5 cm
rückseitig handschriftliche Notiz: Joh. Rottenhammer Augsburg ... Prag (1564-1623) / ... aus dem Kreis der Künstler von Kaiser Rudolf II

Provenienz

österreichischer Adelsbesitz

Wir danken Frau Dr. Eliška Fučíková für Ihren Hinweis auf die Zeichnung von Hans Holtzmayr.

Schätzpreis: € 20.000 - 40.000
Ergebnis: € 15.360 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Hans Holtzmayr ist einer der wenigen heute namentlich bekannten Schüler bzw. Mitarbeiter des berühmten Rudolfinischen Hofkünstlers Hans von Aachen (1552-1615). Die enge Zusammenarbeit wird unter anderem durch eine Zeichnung, Cephalus und Procris darstellend, belegt, die Hans von Aachen dem „Gesellen“ Hans Holtzmayr in Venedig widmete und welche folgende Inschrift trägt: „dasz hab ich hanns von aachen gemacht zu guden gedechtnis mein guden gesellen hanns holtzma(…) zu Venetia 24. September a o 1585“ (vgl. Thomas Fusenig (Hg.), Hans von Aachen (1552-1615), Aachen 2010, S. 111, Nr. 9).
Jedoch auch künstlerisch ist Holtzmayr vor allem durch Zeichnungen nach Hans von Aachens Kompositionen bekannt. Jene 1594 datierte Zeichnung (Abb. 1), die vorliegendem Gemälde sowohl in Komposition als auch stilistisch besonders nahesteht, ist die bislang einzig bekannte signierte Zeichnung Holtzmayrs und gilt deshalb als dessen selbständige Erfindung. „Die qualitätvolle Erfindung steht Hans von Aachen derart nahe, dass man annehmen könnte, die Zeichnung wäre – wie viele Zeichnungen Holtzmayrs – nach ihm kopiert. Diese weisen allerdings stets eine falsche Aachen-Signatur „Hans von ach“ auf, was hier fehlt. Vermutlich hat sich Holtzmayr durch sein häufiges Kopieren so sehr in Aachens Stil eingelebt, dass er ihm in seinen eigenen Erfindungen derart Nahe kommt. Weitere signierte Zeichnungen seiner Hand kennt man nicht. – Holtzmayr knüpft an Aachens frühere italienische und Münchner Phase an“ (vgl. Heinrich Geissler, Zeichnung in Deutschland. Deutsche Zeichner 1540-1640, Bd. 1, Ausstellungskatalog, Staatsgalerie, Stuttgart 1979, S. 149, Nr. D 18).
Obwohl Dr. Eliška Fučíková Holtzmayr mittlerweile eine Gruppe von Zeichnungen um Hans von Aachen zuordnen konnte, konnte ein Prag-Aufenthalt von ihm bislang nicht belegt werden. Es sind auch bislang keine weiteren ausgeführten Gemälde von ihm bekannt, jedoch in Quellen überliefert: So wurde der bereits 1585 in München als Meister eingetragene Holtzmayr im Jahre 1595 für den Bayerischen Hof tätig, von welchem er auch noch 1619 mit Aufträgen betraut wurde (vgl. Geissler 1979, S. 149).
Die „Anbetung der Könige“ befand sich seit Generationen in Familienbesitz. Ein rückseitig handschriftlicher Vermerk verweist auf Hans Rottenhammer (1564-1625) als ebenfalls wie Hans von Aachen am Hofe Kaiser Rudolfs II. tätigen Künstler. Dass auch Hans Holtzmayr dessen Schaffen bestens kannte, legen Biografie und die geografischen Überschneidungen nahe. Der in München geborene Rottenhammer arbeitete ebenfalls in den 1580er Jahren in Venedig und danach am Prager Hof. Er ließ sich schließlich in Augsburg nieder, wo er u.a. für die Fugger und Maximilian von Bayern arbeitete. Beide waren auch dem in Bayern tätigen Maler Hans Donauer/ Thonauer d. Ä. (um 1521-1596) verbunden. Er ist als Lehrmeister Rottenhammers belegt und Hans Holtzmayr wurde nach dessen Tod 1597 als Vormund seiner Kinder bestimmt.
Das vorliegende Gemälde zeugt von höchster Qualität in Ausbildung des Künstlers, malerischer Ausführung und Materialkenntnis. Es zeigt sowohl Einflüsse der Antwerpener Kabinettmalerei in Details und Höhungen, als auch jene der in Venedig geschulten Strahlkraft der Farbe – Merkmale, die in der Kunst zur Zeit Kaiser Rudolfs II. besonders geschätzt wurden.