Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

07. Juli 2021, 14:00 Uhr

1006

Otto Marseus Van Schriek

(Nijmegen 1614/1620 - 1678 Amsterdam)

„Waldbodenstillleben mit Mohnblume, Eidechse und Schlange“
um 1670
Öl auf Leinwand
76 x 61 cm

Provenienz

Sammlung Dr. Fritz Clemm, Berlin;
Versteigerung von dessen Sammlung, Lepke, Berlin, 3.-5. Dezember 1907, Lot 227, Tafel 60 (als Jan van Huysum, Maße 75 x 57 cm);
Privatsammlung Österreich

Literatur

Susanna Steensma, Otto Marseus van Schrieck. Leben und Werk, Hildesheim/Zürich/New York 1999, S. 144, WV-Nr. B1.70, S.321 (SW-Abb. 94)

Schätzpreis: € 15.000 - 30.000
Ergebnis: € 42.240 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Otto Marseus van Schrieck gilt als prägender Ideengeber für die Entwicklung des sog. „Sottoboscos“, einer Untergattung innerhalb der niederländischen Stilllebenmalerei in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. „Den größten Teil seines künstlerischen Schaffens widmet Schrieck der Darstellung eines Waldausschnittes mit der darin vorkommenden Flora und Fauna (…) und schafft damit ein neues Genre, welches auf neuartige Weise Stillleben mit Landschaft, Illustration mit Malerei und Wissenschaft mit Unterhaltung verknüpft“ (Steensma S. 31)
Im Vordergrund wird das Mohngewächs mit Hilfe einer beinah scheinwerferartigen Lichtquelle in Szene gesetzt. Die hell erleuchteten Mohnblüten mit wild bewegten, gar distelähnlichen Blättern, stehen im kontrastreichen Helldunkel zum pilzbewachsenen Erdreich. Im Hintergrund dominieren ebenso dunkle Braun- und Grüntöne, die Landschaft und Bäume sind nur schemenhaft dargestellt. Schrieck erschafft durch diese charakteristische Lichtführung und Farbgebung eine gelungene Atmosphäre im Mikrokosmos des Waldbodens.
Aus der Ecke des mit Geißblattblüten bedeckten, massiven Steinsockels nähert sich eine Natter einer Eidechse. Einzelne Schuppen der Tiere, Adern der Blätter sowie Tautropfen darauf sind minutiös ausgeführt. Eben dieses Bestreben, Naturbeobachtungen detailliert und wirklichkeitsgetreu wiederzugeben zeichnen die Werke Schriecks besonders aus. Der Maler folgt in seiner Zusammenstellung verschiedenster Tier- und Pflanzenarten aber auch künstlerischen Intentionen. Zugleich ist die Wiedergabe einiger Motive, beispielsweise die Darstellung welker Blüten oder einer jagenden Schlange, oft mit einer religiös-moralischen Symbolik behaftet. Es herrscht ein Spiel mit verschiedenen Bedeutungsebenen, welches vor allem im Zeitalter der Kunst- und Wunderkammern besonders geschätzt wurde.
Varianten dieser Komposition finden sich im Museum of Fine Arts in Boston (Öl auf Holz, 62,9 x 49,5 cm, Inv.-Nr. 1990.622) sowie im Metropolitan Museum of Art, New York (Öl auf Leinwand, 68,3 x 52,7 cm, Inv.-Nr. 53.155).