Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Dezember 2020, 14:00 Uhr

1379

Werner Berg*

(Elberfeld 1904 - 1981 Rutarhof)

„Obir“
1960
Öl auf Leinwand
95 x 115 cm
Monogrammiert rechts unten: W.B.

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Literatur

Wieland Schmid u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 583, s/w-Abb. S. 285

Schätzpreis: € 80.000 - 150.000
Ergebnis: € 242.850 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Am 15. März 1931, kurz vor seinem 27. Geburtstag, zog Werner Berg mit Frau und Tochter auf den Rutarhof, einen entlegenen Bergbauernhof im slowenischsprachigen Südosten Kärntens, den er fortan als Bauer und Maler bewirtschaftete: "Der Rutarhof, wie sich unsere Hube etwas großspurig nennt, liegt auf der Südwestecke des dem Hochobir vorgelagerten Bergriegels, unter dem die Vellach in die Drau einmündet. Wer einmal dort war und Augen hatte, empfand noch stets die Besonderheit der Situation: Jenseits der Drau, die vor der Annabrücke einen Knick beschreibt, steht über Waldstürzen die Felsstirne des Skarbin. Südwestlich geht die Sicht weit ins Rosental. Über allem ragt südlich der Obir, dessen Silhouette sich hier wahrhaft klassisch-edel in den Himmel schwingt und der für alles, was sich unter ihm ereignet, so etwas wie ein Signum und ein Zeuge ist." Der steile Weg aus dem Tal führte unmittelbar vor Erreichen des Hofes an einem Kirschbaumpaar vorbei. In Erinnerung an diese lebensentscheidenden, kalten Tage seiner Ansiedlung im März malte der Künstler hier die beiden Bäume vor den hoch aufragenden Felswänden des Obir.
„Ein Motiv, das den Künstler durch sein ganzes Leben begleitet, besteht in zwei Kirschbäumen im Umfeld des Hofes. Die beiden Bäume stehen nahe aneinander, bilden gewissermaßen ein „Paar“. In ihrem Zusammensein und in einer etwas absonderlichen Form ihrer Äste entdeckt Werner Berg bereits kurz nach seiner Ansiedlung die Bildhaftigkeit der Situation. Das Motiv – einmal erkannt – begleitet Werner Berg nun fortan. Der „Doppelbaum“ findet sich wiederholt durch das ganze Werk hindurch, sein Älterwerden ist in der Malerei festgehalten. Die Bäume werden zum Symbol, übermitteln Lebenslagen. Nach dem Tod seiner Frau entsteht das Bild „Im Jänner“, in welchem einer der Bäume „geborsten“ dargestellt ist. Die Reihe findet gleichermaßen zeichenhaften Abschluss mit dem Bild „Vor dem Ende“. Die Existenz der Kirschbäume wird so gleichermaßen zur Bestimmung des Lebens wie der Kunst Werner Bergs“, schreibt Barbara Biller.
(Harald Scheicher)