Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Dezember 2020, 14:00 Uhr

1450

Samuel Bak*

(Vilnius 1933)

„Surreales Stillleben“
Öl auf Leinwand
100 x 81,5 cm
Signiert links unten: Bak
Rückseitig am Keilrahmen Ausstellungs-Etikett Art Basel 15'84

Provenienz

österreichischer Privatbesitz

Ausstellung

1984 Basel, Internationale Kunstmesse, 14.06.-18.06.

Schätzpreis: € 13.000 - 25.000
Ergebnis: € 13.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Samuel Bak wurde 1933 in Wilna/Litauen als Sohn einer jüdisch-litauischen Familie geboren. Als seine Heimatstadt 1941 während des Zweiten Weltkrieges von deutschen Truppen besetzt wurde, erfolgte indessen die Einweisung der gesamten jüdischen Bevölkerung in das Getto Wilnas. Bereits mit 9 Jahren stellte Bak dort seine ersten Arbeiten aus - bewies er schließlich schon im Kindesalter großes künstlerisches Talent. Während sein Vater in ein Arbeitslager geschickt wurde, konnte seine Mutter wenig später mit ihm die Flucht ergreifen und sich in einem Benediktinerkloster verstecken. Nach ihrer Wiederergreifung im September 1943 wurden Bak und seine Mutter in das Arbeitslager HKP 526 geschickt, in dem auch sein Vater inhaftiert war. Im März 1944 konnte Baks Mutter aus dem Lager fliehen und er selbst hinausgeschmuggelt werden. Daraufhin mussten sich Mutter und Sohn erneut im Benediktinerkloster verstecken, wo sie für elf Monate blieben - bis zur Befreiung durch die sowjetischen Truppen. Sein Vater jedoch wurde kurz zuvor noch von der SS erschossen.
1948 wanderte Samuel Bak nach Israel aus und studierte an der Akademie für Kunst und Design in Jerusalem. Er entwarf unter anderem Bühnenbilder für das Habimah- und das Ohel Theater in Tel Aviv. Acht Jahre später begab er sich nach Paris und begann ein Studium an der École Nationale des Beaux-Arts. Im Jahre 1959 zog Bak nach Rom, wo er seine Frau Annalisa Cantoni heiratete und im Rahmen seiner ersten erfolgreichen Einzelausstellung in der Robert Schneider Galerie seine Werke präsentierte. Daraufhin folgten zahlreiche Einzelausstellungen, u. a. in Jerusalem, Brüssel, London und Chicago.
1973 zog es Bak nach New York, wo er sich ein eigenes Atelier einrichtete, bevor er schließlich drei Jahre später wieder nach Israel zurückkehrte. 1993 wurde Samuel Bak in Boston sesshaft, wo er bis heute lebt und arbeitet.

Samuel Bak setzt sich in seiner Kunst bis heute intensiv mit den traumatischen Erlebnissen der Massenvernichtung in der NS-Zeit auseinander. Dabei verarbeitet er nicht nur sein persönliches Schicksal, sondern schafft auch ein kollektives Bewusstsein.
"Es ist so, als ob sich eine Welt bereitmacht für den Untergang, aber man muss an den Frühling denken, glauben, dass das Urteil, das sich die Welt selbst gefällt hat, nicht vollstreckt wird." (Samuel Bak. Bilder und Zeichnungen, Kat. Ausst., Kunstverein Braunschweig, Braunschweig 1978, S. 14.)
Tatsächlich kann die Welt in seinen Bildern als eine zerschundene, weitgehend unbewohnbare Welt beschrieben werden, deren einzige Hoffnung ist, dass sie ihrem eigenen Urteil nicht zum Opfer fällt.
(Vera Schönach)