Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

17. Dezember 2020, 14:00 Uhr

1319

Waldemar Fink

(Bern 1883 - 1948 Bern)

„Nächtliche Heimkehr (Adelboden)“
um 1913
Öl auf Leinwand
75,5 x 90 cm
Signiert rechts unten: Waldemar Fink

Provenienz

Dobiaschofsky Auktionen Bern, 13.11.2009, Nr. 87;
seither europäische Privatsammlung

Schätzpreis: € 25.000 - 50.000
Ergebnis: € 38.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Für viele Schweizer Künstler war die heimische Bergwelt ein unerschöpfliches Reservoir für immer neue pittoreske Motive, die in den verschiedensten Lichtverhältnissen auf die Leinwand gebannt wurden. Noch vor 300 Jahren galten die Alpen als gefährlich und wurden meist aus der Ferne dargestellt, aber seit dem 18. Jahrhundert wurde kaum eine andere Landschaft derart häufig dargestellt. Die Sehnsucht nach der kaum berührten Natur, die gleichzeitige Kargheit und majestätische Schönheit hochalpiner Gebiete sind noch heute Sehnsuchtsraum sowie eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für die Kunst.

Waldemar Fink war sich der Wirkung der Berglandschaft nicht nur bewusst, sondern hatte sie als seinen Lebensmittelpunkt gewählt. Zeitweise in einfachsten Verhältnissen, lebte und arbeitete er in der Gegend um Adelboden, einem Ort aus damals kleinbäuerlichen Streusiedlungen auf 1350 m. Die Schönheit des Gebietes sowohl im Sommer als auch im Winter wurde aber bereits Anfang des 20. Jahrhunderts vom Tourismus entdeckt und genutzt, was zu einem markanten Bevölkerungsanstieg führte. In Finks Bildern ist davon aber noch nichts zu erkennen. In der „nächtlichen Heimkehr“ wandern Großvater und Sohn durch ein Schneefeld Richtung Dorf. Fuß- und Schlittenspuren weisen den Weg zu den Holzhütten, die Sonne ist bereits untergegangen, aber das Mondlicht wird von der dicken Schneeschicht reflektiert, sodass die Spuren noch gut erkennbar sind und die Bergzinnen am Horizont hell erleuchtet scheinen. Dennoch trägt der Großvater eine Laterne, die einen hellen Lichtkegel um die beiden Bauersleute wirft. Das romantische Sujet war derart erfolgreich, dass Fink gleich mehrere Versionen davon zu verschiedenen Jahreszeiten malte, aber auch als Abend- und Morgenstimmung. Lange unbeachtet bzw. im unteren Segment gehandelt, war es auch dieses Motiv, das die Preise für Waldemar Finks Landschaften in die Höhe schnellen ließ und die Aufmerksamkeit wieder auf diesen Schweizer Künstler lenkte, sodass seine Werke heute gesuchte Sammlerstücke sind.
(Ina Waldstein)