Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

25. Juni 2020, 17:00 Uhr

1555

Ernst Fuchs*

(Wien 1930 - 2015 Wien)

„Landschaft im Gewittersturm“
1982
Öl auf Leinwand; gerahmt
78 x 99 cm (Rahmen-Ausschnitt), 94 x 115 cm (Rahmen)
Signiert und datiert rechts unten: Ernst Fuchs 1982

Provenienz

Ernst Fuchs Museum/Privatstiftung, Wien

Schätzpreis: € 30.000 - 50.000
Ergebnis: € 36.960 (inkl. Gebühren)*
unter Vorbehalt, Limit: € 30.000
Auktion ist beendet.

Anfang der 1980er Jahre ist Ernst Fuchs, wichtiger Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, bereits ein etablierter Künstler, der auf zahlreiche nationale und internationale Erfolge zurückblicken kann. Neben seiner Malerei hat er sich auch mit Bühnenausstattungen und literarischen Veröffentlichungen einen Namen gemacht. Als Atelier dient ihm in diesen Jahren die Otto Wagner-Villa in Hütteldorf, die ab 1986 das Ernst-Fuchs-Museum beherbergt.

Der Maler, der für seine mythologischen und erotischen Bildwelten bekannt geworden ist, sieht seine Bildthemen fest in der uns umgebenden Natur verhaftet: „Die Wurzel aller Kunst ist die Natur“, erklärt der Künstler (https://www.youtube.com/watch?v=3rGUGSn59Uc, zugegriffen am 17.5. 2020). Dabei ist aber nicht die Nachahmung der Natur das Ziel, sondern das Anknüpfen an eine mystische Naturerfahrung, sowie an den religiösen Schöpfungsgedanken. So gestaltet Ernst Fuchs auch seine Landschaftsdarstellungen, die als Hintergrund für figurale Themen, aber auch als eigenständiges Genre eine Rolle in seinem Œuvre spielen. Seine Herangehensweise ist dabei durchaus visionär, nicht die vor der Natur empfundene Impression soll wiedergegeben werden, sondern eine tief im eigenen Inneren vorgefundene Imagination. Der Künstler formuliert es so: „Ich war immer verfolgt von Dingen, die man außen nicht sehen kann. Ich war immer befasst mit einer Malerei, die jene Bilder wiedergibt, die andere Menschen in Träumen oder Halluzinationen sehen. Mir war die Schwelle dieser inneren Bilder zum Ausdruck hin auch im wachen Sein, im wachen Zustand passierbar; das Hinüberwechseln vom Traum oder von der Phantasie in die Welt der Realität und des im Raume sichtbaren Bildes war mir ständig möglich.“ (https://www.ernstfuchs-zentrum.com/startde6.html, zugegriffen am 17.5.2020)

Wie ein verschwommenes Traumbild wirkt auch die „Landschaft im Gewittersturm“, der mit allumfassender Macht die gesamte Bildfläche erfasst hat. Farbströme toben über die Bildfläche, die Bäume und Wiesenstreifen verlieren von der Naturgewalt zerfetzt ihre Konturen. Unnatürlich violett- und türkisfarbene Wolkenfetzen peitscht der Orkan über den Himmel, der Erdboden ist in Bewegung geraten, man wäre nicht überrascht, würde sich eine Spalte öffnen und alles verschlingen. Gerade die Verwendung der Farbe Lila aber ist es, die auch Hoffnung ins Bild bringt und uns die Angst vor dem Sturm nimmt. Es ist eine beruhigende, positive Farbe, aber zugleich auch geheimnisvoll und leidenschaftlich. Es ist sicher kein Zufall, dass Ernst Fuchs den Himmel nicht in apokalyptisches Rot taucht, sondern eben diese vieldeutige Farbe gewählt hat, die dem Bild einen magischen Reiz verleiht.
(Sophie Cieslar)