Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. Dezember 2019, 16:00 Uhr

0721

Walter Schmögner*

(Wien 1943)

„Dahinter ist der Waschsalon“
2005
Acryl und Öl auf Leinwand; gerahmt
200 x 150 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: W. S. 05
Rückseitig signiert und datiert: W. Schmögner 05
Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet: "Dahinter ist der Waschsalon"

Provenienz

Privatbesitz, Wien

Schätzpreis: € 18.000 - 30.000
Ergebnis: € 21.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

"Man kann nicht über Walter Schmögner sprechen, ohne seine unerschöpfliche Phantasie zu preisen. Nur der frühe Kubin ist ihm an Imaginationskraft und geistiger Unabhängigkeit gleichwertig. Doch teilt Schmögner nicht Kubins Pessimismus und dessen Verachtung der Welt. Seit bald fünf Jahrzehnten erfindet Schmögner Sujets und Objekte, die in der Kunstgeschichte schlechterdings ohne Vorbild sind. Das macht ihn stark, unvergleichbar und eigenständig. Dieser Umstand führt aber auch dazu, dass man in ihm nur allzu leicht den unzeitgemäßen Sonderling erkennen möchte, weil er nicht Teil irgendeines aktuellen ästhetischen und kunsttheoretischen Diskurses ist.
Walter Schmögner gehörte nie zur PopArt, nie zum Minimalismus oder zur Konzeptkunst. Er ist kein Neuer Wilder, kein Neo-Expressionist. Die Gegenständlichkeit seiner Zeichnungen und Bilder verankert ihn in keiner wie auch immer gearteten Weise in eine der Realismusdebatten der 70er Jahre. Schmögner war von Beginn an Einzelgänger, und er ist es geblieben.

Obwohl selbst bestens informiert über alles, was in der Kunst geschieht, arbeitet er konsequent an seinem eigensinnigen Bilderkosmos, den er mit dem Weltbild bebildert: der Mensch ist kein Säugetier, sondern ein Insekt. Ein Insekt, das meint nicht nur dessen äußere Gestalt. Viel tiefer gehend meint es dessen Existenz, seine Nichtigkeit und Zwecklosigkeit. Aber dieses Menschen-Insekt erschlägt Schmögner nicht, im Gegenteil. Er stellt es unter den besonderen Schutz seiner künstlerischen Aufmerksamkeit; genauso wie er behutsam mit einem werdenden Ameisenhaufen in seinem Atelier umgeht oder wie er ein Spinnennetz hütet, das in seiner Küche entsteht. Spinnen und Insekten bedürfen unseres Schutzes, weil sie Artverwandte des Menschen sind. Dies ist es, was Schmögners Kunst sagt: gleich, ob er malt, zeichnet, Objekte schafft oder Bücher schreibt. Dies ist auch der tiefe Humanismus, der Schmögners Denken leitet, wenn sein Stift über das Papier fährt oder der Pinsel die Leinwand bestreicht." (Klaus Albrecht Schröder, in: Walter Schmögner. Nacht- und Tagbilder meiner Zeit. Bibliophile Edition, Wien 2012)