Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. Dezember 2019, 16:00 Uhr

0596

Rudolf Hausner*

(Wien 1914 - 1995 Wien)

„Adam gut getroffen“
1958-59
Harzölfarbe, Eitempera auf Sperrholz und Halbkreidegrund; gerahmt
74 x 41,5 cm
Signiert und datiert rechts unten: R. Hausner 59
Rückseitig signiert, bezeichnet und datiert: Rudolf Hausner Adam gut getroffen 1958-1959
Ausstellungsetikett "The Arts Council of Great Britain"

Provenienz

1958/59 direkt vom Künstler erhalten;
seither Privatsammlung, Schweiz

Literatur

Hans Holländer, Edition Volker Huber (Hg.), Hausner. Werkmonographie, Offenbach am Main 1985 , S. 257, Abb. Nr. 25

Diese Arbeit ist im Werkverzeichnis der Gemälde unter der Nr. 25 bekannt.

Schätzpreis: € 70.000 - 120.000
Ergebnis: € 92.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In der Malerei Rudolf Hausners geht es um die Erforschung des eigenen Ichs. Malend ringt er um seine eigene Identität, um seinen Platz in der Welt, um seine Ziele, um eine Daseinsberechtigung. Dabei betritt ab 1957 Adam, als Alter Ego nach seinem Ebenbild geschaffen, aber auch als Identifikationsfigur für den Betrachter, seine Bildwelt. Diesen Adam setzt er in ein Universum voller Andeutungen und Symbole. In diesem Zusammenhang wird Hausner als „erster wirklich psychoanalytischer Maler“ (Wieland Schmied, Rudolf Hausner, Salzburg 1970) bezeichnet und seine Bilder als „angewandte Psychoanalyse“ (Otto Breicha, Radikale Introspektion, in: Christine Donath (Hg.), Rudolf Hausner, Wien 1989). „Grotesk deformierend, absurd kombinierend, hintergründig bizarr und mit klinischer Präzision malt Hausner das absurd Unbegreifliche der menschlichen Existenz.“ (Friedrich Hacker, Adam – Vom ersten zum mündigen Menschen, in: Christine Donath (Hg.), Rudolf Hausner, Wien 1989)

Als wichtiges Hauptwerk des Künstlers ist „Adam gut getroffen“ 1958/1959 entstanden in jenen Jahren, in denen er am Carnegie Institute in Pittsburgh und auf der Documenta II in Kassel internationale Erfolge feiert. Ein Bild steht auf einer Staffelei, dahinter ein Himmel, der sich in artifiziellen Grün-Gelbtönungen von einer Sonnenaufgangsstimmung in zartem Gelb am unteren Bildrand in die tiefste Nachtschwärze am oberen Rand entwickelt. Unterhalb des Bildes ist auf der Staffelei eine kleine Zielscheibe angebracht, in der immens lange Stecknadeln wie Dartpfeile von einem Versuch zeugen, ins Schwarze zu treffen. Oberhalb der Staffelei ragt aus dem Nichts kommend ein Hochhaus empor, das dem New Yorker Flat Iron Building gleicht. Das Unheimlich-Irreale dieses Raumkonstrukts erinnert an die Pittura metafisica eines Giorgio de Chirico. Das Bild im Bild zeigt den Adam mit der Matrosenkappe, wie oft in Hausners Bildern in leichter Untersicht wiedergegeben. Die Büste des Adam ruht auf einer hölzernen Box, in einer Öffnung nach vorne hin ist der nackte Oberkörper einer Frau zu sehen, durch schlaglichtartige Beleuchtung reduziert auf Brüste und Arme. Die Figur hält eine überdimensionale Stecknadel als Zeigestab und weist damit in Richtung Zielscheibe, die ja außerhalb ihrer Realitätsebene angesiedelt ist und verbindet so diese beiden Ebenen miteinander. Ebenfalls im Bild zwei Spulen, eine stehend, eine umgestoßen im Schatten rechts davon. Ein weiteres Symbol, das neben der kopflosen Anima, der Verkörperung des weiblichen Prinzips, immer wieder in den Bildern Rudolf Hausners auftaucht. Die Garnspule kann als Spielzeug gesehen einen Verweis in die Kindheit des Künstlers darstellen, aber auch als leere Spule ohne darauf gewickelten Faden, das Ende eines Zyklus‘, des Lebens schlechthin, symbolisieren. Durch eine schwarze Lochleiste wird das Adam-Bild in zwei Hälften geteilt, die rechte Hälfte ist nicht figural besetzt, sondern großflächig von zwei rot-blauen Schildern bedeckt, ein drittes schiebt sich von links ins Bild. Rätselhaft wie die Geschichte, die das Bild erzählt, sind auch diese mandelförmigen Gebilde, die in eine rote und blaue Hälfte unterteilt, vielleicht auch Sinnbilder des männlichen und weiblichen Prinzips sind – Animus und Anima, Begriffe der analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung.

„Hausner malt mit bestürzender Klarheit die Zeitlosigkeit, die räumliche Verschachtelung des Unbewußten, die Überschneidungen, Verdichtungen und Verschiebungen des Traumes und die nachhaltige, niemals ganz abzuschüttelnde Wirkung prägender, frühkindlicher Eindrücke.“ (Friedrich Hacker, in: Christine Donath (Hg.), Rudolf Hausner, Wien 1989) (Sophie Cieslar)