Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

04. Dezember 2019, 16:00 Uhr

0502

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„o.T.“
1980er Jahre
Öl auf Karton auf Holzplatte; gerahmt
73 x 51 cm
Monogrammiert rechts unten: R

Provenienz

Aus dem Nachlass von Dr. Reinhard Rainer

Schätzpreis: € 25.000 - 45.000
Ergebnis: € 46.200 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Die Methode der Fingermalerei erschließt sich Arnulf Rainer durch Zufall. Bei der Übermalung eines Großfotos brach ihm der Pinsel. Im Malrausch benützte er seine Finger und schlug mit den Händen auf das Gesicht ein. Die Unmittelbarkeit dieser Spuren faszinierte ihn und er begann diese Praktik bewusst einzusetzen. Die Gebärde der Hände ist Ausdruck seiner Körpersprache. Die Hände übersetzen direkt und unmittelbar die Emotionen in Farbe und Geste einzig beschränkt und kontrolliert durch das Format der Bildfläche.

„….Nachdem ich viele Kartons auf dem Boden aufgelegt hatte und von einem zum anderen kroch, um die Farbmaterie als Schmiere, Markierung, Spur zu hinterlassen, fand ich zu einer sehr physischen Malweise, die so etwas wie den Höhepunkt eines Gestaltungsprinzips darstellte, das mit Kampf, Krampf und großer körperlicher Verausgabung einherging, also auf einer psychophysischen Ausdrucksgestik beruht….“ Arnulf Rainer, Gejammer in: Die Finger malen, Ausstellungskatalog Lausanne 1986.

Die ersten Fingermalereien entstanden bereits ab 1973. Es sind Handschläge. Aggressive singuläre rote Spuren auf weißem Grund. Daraus entwickelte Arnulf Rainer zu Beginn der 1980er Jahre immer dichtere Malereien. Eine Vermischung von Maltechniken und Materialien. Die Farbe wird gewischt, getropft, gespritzt, geronnen mit Pinseln, Händen, Fetzen und sonstigen unmittelbaren Hilfsmittel. Auch die Konsistenz der Farbe variiert von lasierend bis pastos. Aggressive Geste, Artikulation durch Linienführung und opake Abdeckung, Verschleierung und Entschleierung zeigen eine chaotische Malerei.
Die beiden vorliegenden Arbeiten sind aus allen diesen malerischen Möglichkeiten aufgebaut. Die Schichten entstehen durch Auslassen und Verdichten. Ähnliche Farbwelten aus glühendem Rot, Gelb, Orange im Kontrast zu Grün und Schwarz verbinden diese Arbeiten optisch. Pulsierend aufflackernd und doch durch eine schwarze zentralisierende Geste gebündelt, erscheint die eine Arbeit und aus einem feurigen Zentrum herauswachsend die Andere. Grafische strenge Linien dynamisieren die Farbflächen und umschließen den Bildraum. Die Arbeiten wirken wie Gegenstücke. In einem Fall ein zurückdrängen und beherrschen wollen des Darunterliegenden und im anderen Fall ein freilegen und hervortreten lassen noch tiefer liegender Schichten. Zwei Arbeiten von einer wilden, anziehenden, einnehmenden Schönheit. (Christa Armann)