Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

03. Dezember 2019, 18:00 Uhr

0354

Albin Egger-Lienz

(Stribach bei Lienz 1868 - 1926 St. Justina bei Bozen)

„Österreichischer Soldat“
1916
Öl auf Karton
51 x 47 cm
Signiert links oben: Egger-Lienz

Provenienz

Privatbesitz, Tirol

Literatur

Heinrich Hammer, Albin Egger-Lienz, Innsbruck 1930, WV S. 277;
Wilfried Kirschl, Albin Egger Lienz 1868-1926. Das Gesamtwerk, Band II, Wien-München 1996, WV M 361, S. 546 (o. Abb.)

Schätzpreis: € 30.000 - 50.000
Ergebnis: € 64.000 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Im ersten Weltkrieg wurde der schon über 40 jährige Albin Egger-Lienz als Kriegsmaler eingesetzt, u.a. zwischen Jänner und Mai 1916 an der Dolomitenfront. Einen Monat verbrachte er in Vielgereuth (ital. Folgaria) nordöstlich von Rovereto, von wo aus er regelmäßige Ausflüge zu den höher gelegenen Stellungen im Berg unternahm. In unermüdlichem Arbeitseinsatz entstanden vor allem Porträts und Schilderungen des Alltags, geprägt vom Warten auf den Kriegseinsatz.
Eines davon ist dieses Porträt eines unbekannten Soldaten, das sich in langjährigem Privatbesitz befand. Mit dem für Egger-Lienz charakteristischen breiten und abgehakten Pinselstrich wird das Brustbild des Soldaten eingefangen, ein oliv-grauer Ton bestimmt die Uniform und den Stahlhelm, während ein warmes Licht von der Seite auf das Gesicht des Mannes fällt. Die kurzen, tonal abwechselnden Pinselstriche formen ein Gesicht, das die Härte des Kriegsalltags widerspiegelt und gleichzeitig eine fantastische Darstellung von Egger-Lienz‘ Virtuosität der Formbildung präsentiert.
Die Anonymität des Soldaten entrückt das Porträt – auch typisch für Egger-Lienz – von jeder Parteinahme; was den Maler interessiert, ist das Erfassen der Spannung, die zwischen der Bereitschaft zum Handeln und der Ahnung des möglichen Todes liegt. Die Monochromie des Bildes bündelt die Konzentration am Ende auf den Blick des Soldaten, der nach unten geht, unbestimmt und ohne Fokussierung. Es ist ein Blick, der keine Worte und Erklärungen braucht, vielmehr eine innere Welt der Erinnerungen, Ängste und schicksalhafter Ergebenheit unmissverständlich zur Sprache bringt. Egger-Lienz' Erlebnis und Beobachtung des Krieges führten ihn zur Suche nach einer allgemein gültigen "Formel" für Gewalt und für den in sein Schicksal geworfenen Menschen.
(Marianne Hussl-Hörmann)