Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

18. Juni 2019, 15:00 Uhr

0723

Arnulf Rainer*

(Baden 1929)

„Christus Übermalung“
1984
Mischtechnik auf Silbergelatine-Abzug und Holz; gerahmt
102 x 73 cm
Signiert rechts unten: A Rainer
Rückseitig datiert: 1984

Schätzpreis: € 45.000 - 75.000
Meistbot: € 53.000
Auktion ist beendet.

Arnulf Rainer übermalt Fotografien. Von 1968 bis 1975 sind es performative Selbstdarstellungen, Face Farces und Body Poses mit übertriebener Körpersprache und Mimik. Danach beginnt Rainer u. a. mit seriellen Überarbeitungen von Totengesichtern, Ausschnitten aus Goya Zeichnungen, Rembrandt Selbstporträts, und mittelalterlichen Christusdarstellungen. Die Intensität der Geste in seinen Ölbildern verstärkt sich durch unmittelbare Handschläge und Fingermalereien direkt auf dem Malgrund.

Die vorliegende Arbeit aus 1984 ist die Zueinander-Setzung von einer feurig dynamischen Fingermalerei und einer fein akzentuierten Christusdarstellung. Die Anordnung von Karton und Foto auf der grundierten Holzplatte bildet eine Kreuzform. Sie sind verbunden durch Ausläufe der Fingermalerei und durch die auf den Karton übergreifende Grundierung der Platte. Das Einbeziehen der Gestalt Christi ist nicht explizit als religiöse Zuwendung gedacht, sondern vielmehr als Vermittlung kultureller und kunsthistorischer Nähe und Präsenz; als Transformation ins 20. Jahrhundert. Die elegante Form des Gesichts und des Körpers wird in der feinnervigen tänzerischen Malerei umgesetzt. Ein meditatives Eindringen in Geste und Form eröffnet sich für den Betrachter.

Arnulf Rainer zu seinen Christusdarstellungen: „Das ist „Kunst auf Kunst“, auf Kunstfoto, auf Karton. Für mich stehen sie mehr im Zusammenhang einer Auseinandersetzung mit der Kunst des Mittelalters, dem Leidensexpressiven auf vielen Kreuzen. Natürlich können rotgelbe Farbdominanzen mit Recht andere Assoziationsketten auslösen.“ (in: Arnulf Rainer, Schriften, Hg. Corinna Thierolf, Ostfildern 2010, S. 244) (Christa Armann)