Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

18. Juni 2019, 15:00 Uhr

0999

Xenia Hausner*

(Wien 1951)

„Nachher“
1994
Öl auf Pressspanplatte; gerahmt
170 x 160 cm
Monogrammiert und datiert links unten: X.H. 94

Provenienz

2005 direkt bei der Künstlerin erworben;
seither Privatsammlung, Wien

Literatur

Britta Schmitz (Hg.), Xenia Hausner, Liebesfragmente, Ausstellungskatalog, Kunsthalle Wien im Museumsquartier, Wien 1997, Abb. S. 165;
Wieland Schmied (Ed.), Xenia Hausner, Kampfzone, Wienand Verlag, Köln 2003, Abb. S. 12.

Schätzpreis: € 40.000 - 75.000
Ergebnis: € 85.650 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Xenia Hausner zählt zu den renommiertesten Künstlerinnen der Gegenwart und ist vor allem für ihre Acrylgemälde und Mixed Media Arbeiten bekannt. Der Mensch, in den meisten Fällen Frauenbildnisse, stehen im Zentrum ihres Schaffens.

Im Jahr 1994 stellt sich die Künstlerin selbst als lebende Farbpalette dar. Nackt steht sie mit gekreuzten Armen vor ihrem Maltisch, auf dem sich offene Farbtuben, Schalen mit angemischten Pigmenten und jede Menge Pinsel türmen. Die Tischplatte selbst ist wie eine riesige Palette voller Farbkleckse und bunter Pinselstriche in radikaler Verjüngung mit wenig Tiefenwirkung mehr oder weniger in die Fläche geklappt. Fast alle Farben finden wir im Inkarnat der Künstlerin wieder. Hier leuchten grüne, neben orangen und lila Flecken auf, nur an manchen Stellen bedeckt sie diese Farbgewalt mit Fleischfarbe, wie um den expressiv entfremdeten Körper wieder in die Realität zurückzuholen. Auch im Gesicht dominieren Rot- und Orangetöne, die die Präsenz des Antlitzes noch erhöhen. Auffordernd blickt sie dem Betrachter entgegen, das Selbstbewusste noch durch die Körperhaltung unterstrichen. Eigenartig abstrakt fällt der Hintergrund aus, der aus geometrischen Farbfeldern besteht. Raumgefühl kommt lediglich durch den plastisch gestalteten Frauenkörper auf.

Der intensive Blick der Figur ist es, der einen immer wieder ins Bild hineinholt und dem man sich nicht entziehen kann. „Wenn ich ein Gesicht male, dann entwickelt es sich meistens so, dass mich der Mensch ansieht oder ich ihn dazu auffordere, mit mir Blickkontakt zu halten. Ich erzähle hier aber aus der Perspektive der Macherin und da interessiert mich einfach der direkte Blickkontakt und das Hineinwühlen in eine innere Befindlichkeit“, so die Künstlerin (Interview mit: Tim Seifert, Berlin - Prenzlauer Berg, 2011, unter www.freundevonfreunden.com/interviews/xenia-hausner/, aufgerufen am 5.5.2019). Tatsächlich kommt man sich durchschaut vor, vor diesem forschenden Blick kann man nichts vorbergen, bis auf den Grund der Seele scheint er zu reichen. „Stillschweigend wird die größte Energie von den Augen absorbiert“ (Xenia Hausner in: Xenia Hausner. You & I, München 2008, S. 16). Aber auch die Künstlerin gibt viel von sich preis, nackt steht sie vor uns, wirkt aber keineswegs verletzlich, sondern stellt ihre Weiblichkeit selbstbewusst und wie selbstverständlich zur Schau. (Sophie Cieslar)