Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

18. Juni 2019, 15:00 Uhr

0849

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„o.T. (Papst mit erhobenen Händen)“
1982
Öl auf Leinwand; gerahmt
100 x 80 cm
Signiert links unten: Muehl
Datiert rechts unten: Tag Monat unleserlich, 82

Provenienz

Galerie Konzett, Wien;
seit 2013 Privatbesitz, Wien

Friedrichshofinventarnummer: 8210001
Original-Zertifikat der Galerie Konzett liegt bei.

Schätzpreis: € 15.000 - 20.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Schon in den späten 1960er Jahren tauchen politische Persönlichkeiten als Repräsentanten der Macht in den Bildern Otto Muehls auf. Frauen werden in diesem Zusammenhang höchstens marginalisiert. „Muehl malt also die patriarchalische Macht“ (Peter Weibel in: Otto Muhel. Arbeiten auf Papier aus den 60er Jahren. Ausstellungkatalog, Portikus Frankfurt am Main 1992, S. 31) und greift dabei jegliche Institutionen, die der Gesellschaft durch ihre selbstangeeignete Autorität das Selbstbestimmungsrecht rauben wollen, an.

In der Malerei der 1980er Jahre greift er dieses Thema erneut auf. In vorliegendem, 1982 entstandenen Bild geht es um die Darstellung religiöser Macht, die Muehl ins Groteske, Karikaturhafte verzerrt. Er stellt den Papst in einem Anzug mit talarartigem Überwurf und einer Kette mit einem riesigen Kreuz dar. Das primatenhafte Gesicht mit vorstehenden Zähnen und intensivem, fast heimtückischem Blick wirkt im Ausdruck überheblich, unterschwellig aggressiv und angriffslustig. Diese Physiognomie passt keineswegs zu den erhobenen Händen, einer Geste der Unterwerfung, im christlichen Gebet aber auch als Zeichen des Anvertrauens und der Empfangsbereitschaft interpretierbar. Muehl spielt hier mit ambivalenten Hinweisen. Der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche trägt mit Anzug und Talar das Gewand der dem Materiellen verfallenen Geschäftswelt und der weltlichen Gerichtbarkeit. Der Hut auf dem Affengesicht, wenig schmeichelhaft für einen Kirchenvater, lässt eher an einen Mafiapaten denken. Auch die erhobenen Hände verweisen vielmehr auf ein kriminelles Milieu als auf einen religiösen Habitus. Hinzu kommt noch eine äußerst aggressive Farbgebung. Der Künstler lässt grelles Rot wie Blut in Strömen die Leinwand hinunterrinnen, gepaart mit der päpstlichen Farbe Purpur.
Es herrscht gleichzeitig „eine fröhliche Anarchie und ein subversiver Witz, ein bouleversierendes Verdrehen des habituellen Verhaltens, ein fast systematisches Verstoßen gegen die Regeln des Habitus, eine Lust an der Regelverletzung“ und ein „Credo der Spontaneität, die gerade die Normierung verschweigt“ (Weibel, S. 35). (Sophie Cieslar)