Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

18. Juni 2019, 15:00 Uhr

0848

Otto Muehl*

(Burgenland 1925 - 2013 Portugal)

„o.T.“
1983
Öl auf Leinwand; ungerahmt
129 x 180,5 cm
Monogrammiert und datiert rechts unten: m83

Provenienz

internationale, institutionelle Sammlung

Schätzpreis: € 25.000 - 40.000
Ergebnis: € 72.550 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

In den frühen 1980er Jahren experimentiert Otto Muehl viel. Ausgehend von den Materialbildern der frühen 1960er Jahre und dem Aktionismus der Folgejahre, findet er wieder zur Leinwand zurück. Das propagierte Ende der Malerei wandelt er um in ein „Konzept der aktionistischen Malerei“ (Otto Muehl 2002 in: Peter Noever, Otto Muehl. Leben / Kunst / Werk. Aktion Utopie Malerei 1960-2004. Ausstellungskatalog, MAK, Wien 2004,S. 238). Dabei beschäftigt er sich mit dem Allover eines Jackson Pollock ebenso wie mit dem Frühexpressionismus eines Vincent van Gogh. Wichtig ist ihm dabei der leidenschaftliche Zugang zur Kunst, die der Freilegung einer Gefühlswelt dient.

Das Bild der liegende Akte ist ein Sinnbild der Fleischeslust, die uns in den voluminösen Körpern in kräftigen Farben entgegenquillt. Es gibt keine mögliche Verortung der Figuren, ihre Formen heben sich lediglich durch die Farbgebung vom Bildgrund ab. Aus markanten, heftigen Pinselstrichen formt Muehl Körper und Raum, modelliert mit Rosa die grell gelben Frauenleiber, formt so Gliedmaßen aus und lässt Gesichter entstehen. Wir blicken auf eine eigenartige Mischung aus kubistisch anmutendem Akt, aufgelöst in einer expressiven Farbexplosion, eingehalten von einem tachistisch anmutenden Duktus. Ikonographisch haben die ineinander verschlungenen Akte eine lange Tradition, ebenso wie die Farbgebung. Gelbe Hautfarbe zur expressiven Überhöhung einer Darstellung finden wir schon bei Egon-Schiele, wie auch bei den Malern der Künstlervereinigung „Brücke“, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller oder Max Pechstein. In weiterer Folge öffnet sich hier auch der Weg zu Vincent Van Gogh, dem Otto Muehl in den Folgejahren einen eigenen Bilderzyklus widmen wird. Auch bei diesem spielt das Gelb, als Farbe der Lebenslust eine zentrale Rolle: „Eine Sonne, ein Licht, das ich mangels besserer Bezeichnung nur Gelb, blasses Schwefelgelb, blasses Zitronengold nennen kann. Ach, schön ist das Gelb!“ (https://newsv1.orf.at/080903-29116/?href=https%3A%2F%2Fnewsv1.orf.at%2F080903-29116%2F6741txt_story.html, abgerufen am 23.4.2019)

Otto Muehl versucht mithilfe der Malerei die Krise zu überwinden, in der ebendiese seiner Meinung nach steckt: „es sagen manche künstler, heute könne man alles machen, so stimmt das zwar, aber macht man alles und trotzdem nichts, das ist eigentlich die krise der kunst.“ (Otto Muehl 2002 in: Noever, S. 32) Malend entkommt er dem Dilemma, denn dass man künstlerisch tätig sein muss, daran besteht kein Zweifel, denn Kunst ist „eine hilfswissenschaft fürs leben, um das leben genießen zu können, um ein genussvolles sinnerfülltes leben zu haben“ (s.o.). (Sophie Cieslar)