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Auktion: Antiquitäten

10. April 2019, 14:00 Uhr

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Objekt

0908

Volutenkrater des Malers von Kopenhagen 4223

Apulisch, 340 v. Chr.
rotbrauner Ton, schwarz, weiß, rot und gelb bemalt; abgesetzter Fuß, bauchiger Korpus mit figuralen Szenen und floralem Dekor, leicht eingezogener Hals, seitliche Henkel in Form von Stäben mit volutenförmigen Abschlüssen; Spannungsriss in der Gefäßwandung; intakt
H. 71,5 cm

Provenienz

bis 1931 Sammlung der Villa in der Via Siciliana 126-140, Rom;
dänischer Privatbesitz, Rom;
italienische Privatsammlung;
Galerie Kunst der Antike, Österreich

Literatur

publiziert durch Dr. Kenneth Dean Shapiro Lapatin, Two unpublished apulian vases in a Rome Collection, Archäologisches Institut, Rom;
vgl. Arthur D. Trendall, The red-figured vases of Apulia, 2 Bände, Oxford, 1978/1982

Eine italienische Exportlizenz liegt vor.

Schätzpreis: € 28.000 - 36.000
Auktion ist beendet.

Bei dem vorliegenden Stück handelt es sich um einen Volutenkrater des Malers von Kopenhagen 4223. Die Darstellung zeigt frontseitig einen Jüngling in Kontrapost in einem Tempel (Naiskos) stehend, ausgestattet mit Mantel (Chlamys), Schild und Speer, vor ihm eine Binde (Tänie). Gerahmt wird der Tempel von einer Frau mit offener Kassette (Cista) und einem Mann mit Handspiegel. Unterhalb der Personen befinden sich eine Opferschale (Phiale) und eine Pflanze. In der aufwändigen Blütenkomposition am Kraterhals ist ein weiblicher Kopf mit phrygischer Mütze gemalt. Es handelt sich dabei vermutlich um Hippolyte, die Tochter der Amazonenkönigin Otrere und des Kriegsgottes Ares.
Auf der Rückseite ist eine Stele mit einer schwarzen Tänie und einem Trinkgefäß (Kantharos) zu sehen. Gerahmt wird die Stele von einer heraneilenden Frau mit Cista und Kranz in den Händen bzw. einem Jüngling, der einen Fuß auf einem Stein abstellt. Er hält zwei Zweige in den Händen. Zwischen der Stele und den Personen befinden sich Tänien. Unter der Frau ist ein Korb (Kalathos) mit Früchten zu sehen. Unter dem Jüngling befindet sich ein Kelchkrater mit Tänie. Dieser Krater ist hier von besonderem Interesse. Er steht in der Vasenmalerei nach Lohmann für seinen Inhalt: Wein. In der jährlichen Totenfeier der Platäer für ihre wie Heroen verehrten Gefallenen der Schlacht von Platäae gießt der Amtsträger (Archon) der Stadt einen Krater voll Wein am Grab aus. Der große Kalathos unter der Frau hingegen gehört zu den Hochzeitsgaben mit denen Bräute beschenkt werden. Die Zweige in der Hand des Jünglings sollen den Toten offenbar als Sieger bezeichnen.

Schlüsselt man die Vase also nach Lohmann auf, so stammt sie aus dem Grab eines jungen Adeligen, der bereits verheiratet war und heldenhaft in der Schlacht gefallen ist.

Der Maler von Kopenhagen 4223 war ein apulischer Vasenmaler. Seine Werke werden um die Mitte und in die 2. Hälfte des 4. Jh. v. Chr. datiert. Er folgt künstlerisch dem Lykurgos-Maler und dem Varrese-Maler und gilt als Vorgänger von Künstlern wie dem Dareios-Maler und dem Unterwelt-Maler. Der Künstler ist für seine großen Vasen, darunter viele Volutenkratere, und für einige Hydrien bekannt.