Auktionshaus

Auktion: Alte Meister

09. April 2019, 15:00 Uhr

0061

Rueland Frueauf d. Ä. Umkreis

(Passau 1440 - 1507 Passau)

„Die Zahnmarter der heiligen Apollonia“
Öl/Tempera auf Holz
54 x 38,5 cm

Provenienz

um 1928/36 im Münchner Kunsthandel;
Sammlung der Gebrüder Hans und Louis Lion, München/Wien;
1938/39 von den Nationalsozialisten enteignet;
1942 über die Galerie L.T. Neumann, Wien, an das Salzburg Museum (ehemals Salzburger Museum Carolino-Augusteum) verkauft;
1952 – nach einem Rückstellungsverfahren – an die Sammlung Gebrüder Lion restituiert;
laut Angaben des Einbringers in den 1980er Jahren im Salzburger Kunsthandel erworben;
österreichischer Privatbesitz

Literatur

Eberhard Lutze/Eberhard Wiegand, Kataloge des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg. Die Gemälde des 13. bis 16. Jahrhunderts, Bd. 1, Leipzig 1937, S. 157, Anmerkung zu Kat. Nr. 1244;
Ernst Buchner (Hg.), Albrecht Altdorfer und sein Kreis. Gedächtnisausstellung zum 400. Todesjahr Altdorfers (Kat. Ausst. Alte Pinakothek München), München 1938, S.142, Kat.-Nr. 658 und 659 (als Meister der Ottilienlegende);
Ludwig von Baldass, Conrad Laib und die beiden Rueland Frueauf, Wien 1946, S. 44 und S. 71, Abb. 104 (als Schule Rueland Frueaufs d. Ä., Provenienzangabe mit Abb. 105 vertauscht);
Alfred Stange, Deutsche Malerei der Gotik. Bd. 10. Salzburg, Bayern und Tirol in der Zeit von 1400 bis 1500, München/Berlin 1960, S. 43 (als Schule/Werkstatt Rueland Frueaufs d. Ä.);
Josef Gassner (Hg.), Ausstellung Spätgotik in Salzburg. Die Malerei 1400-1530 (Kat. Ausst., Jahresschrift Salzburger Museum Carolino Augusteum, 26. Mai bis 1. Oktober 1972), Salzburg 1972, S. 122 f. (als wohl Umkreis Rueland Frueaufs d. Ä.);
Susanne Wegmann, Auf dem Weg zum Himmel. Das Fegefeuer in der deutschen Kunst des Mittelalters, phil. Diss., Köln/Weimar/Wien 2003, S. 274-275, Kat.-Nr. 6.1 (als Meister der Ottilienlegende);

Schätzpreis: € 15.000 - 25.000
Ergebnis: € 24.320 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Das seit mehreren Jahrzehnten in Privatbesitz befindliche Gemälde zeigt die Zahnmarter der heiligen Apollonia und war ursprünglich Bestandteil eines kleinen Flügelaltares, von dem insgesamt vier Tafeln erhalten geblieben bzw. bekannt sind. Bei diesen vier Täfelchen mit Darstellungen aus dem Martyrium der heiligen Apollonia und Legendenszenen aus der Vita der heiligen Ottilie handelt es sich vermutlich um die Sonntagsseiten der beiden Flügel des ehemaligen Altares (vgl. Katalog, Salzburg 1972, S. 122). Die anderen drei bekannten Täfelchen dieses Ottilie-Apollonia-Zyklus befinden sich heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Abb. 1) sowie im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen (Abb. 2 und Abb. 3).
1937 sind die Tafeln im Katalog des Germanischen Nationalmuseums zunächst noch als Ende des 15. Jahrhunderts entstandenes Werk eines Salzburger Künstlers angeführt. In der später publizierten Literatur werden die Tafeln sowohl von Ludwig von Baldass als auch von Alfred Stange der Schule bzw. Werkstatt Rueland Frueaufs dem Älteren zugeschrieben. 1972 werden die vier Tafeln im Zuge der Ausstellung „Spätgotik in Salzburg“ im gleichnamigen Katalog angeführt und dem Umkreis Rueland Frueaufs dem Älteren zugeordnet.

Alle vier Teile des Flügelaltars wurden nachweislich 1927/28 im Kunsthandel angeboten. Während die drei heute in Museumsbesitz befindlichen Werke rasch verkauft werden konnten, fand unser Gemälde wohl keinen Käufer, denn es ist 1936 immer noch im Münchner Kunsthandel (vgl. Eberhard Lutze/Eberhard Wiegand 1937). Die Bayerische Staatsgemäldesammlung erwarb die beiden Ottilien-Flügel bereits 1927, während sich im Jahre 1928 die beiden Apollonien-Flügel noch im Münchner Kunsthandel befanden. Das Germanische Nationalmuseum kaufte „Der Engel befreit die hl. Apollonia aus dem Feuer“ im Jahre 1930 (vgl. Susanne Wegmann 2003).