Auktionshaus

Auktion: Klassische Moderne

30. November 2018, 17:00 Uhr

0334

Josef Floch*

(Wien 1894 - 1977 New York)

„Sandra im gelben Kleid“
1970
Öl auf Leinwand
117 x 86,5 cm
Nachlass-Stempel verso auf Keilrahmen

Provenienz

aus dem Nachlass des Künstlers;
Ulrich Museum of Art, Wichita, Kansas (Schenkung Mrs. Joseph Floch Estate);
Kunsthandel Widder, Wien;
Privatbesitz, Wien

Literatur

Karl Pallauf, Joseph Floch - Leben und Werk 1894-1977, Wien 2000, WV-Nr. 938, Abb. S. 472

Schätzpreis: € 25.000 - 40.000
Ergebnis: € 26.400 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Josef Flochs malerischer Werdegang begann an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er war Mitglied der Secession, des Künstlerhauses und des Hagenbundes. Während eines längeren Aufenthalts in Paris schloss er sich der internationalen Avantgarde an. Seine jüdische Herkunft zwang ihn 1941 zur Flucht vor den Nazis aus dem besetzten Paris und zur Emigration nach New York. Hatte er in Paris seit 1925 seine eigene malerische Sprache gefunden und große Bekanntheit erlangt, konnte er bald auch in der amerikanischen Metropole künstlerisch Fuß fassen. In Abgrenzung zur vorherrschenden abstrakten Tendenz der Nachkriegsjahre positionierte er sich als ein der Gegenständlichkeit verpflichtet bleibender Maler. Seine Bilder wurden von bedeutenden Museen wie dem Metropolitan Museum of Art und dem Whitney Museum of American Art erworben.
Ähnlich wie Edward Hopper verschmolz er in seinen Gemälden die gegenständliche Darstellungsweise mit formalen Elementen, die eine Auseinandersetzung mit der geometrischen Abstraktion widerspiegeln. Dabei reflektierte er - auch hier Edward Hopper wesensverwandt - die besondere Lebenssituation des Menschen in der modernen Metropole und fokussierte seinen Blick auf existentielle Auswirkungen der urbanen Lebenswelt. Nicht ohne Melancholie schafft er in seinen Bildern eine der Rastlosigkeit des Urbanen entgegengesetzte Welt der verträumten Stille und des Bewegungslosen. Die Figuren seiner Interieurs sind stets in sich selbst versunken wie "Sandra im gelben Kleid", die weder mit dem Betrachter noch mit den beiden Figuren des Hintergrunds Kontakt aufnimmt. Das erzählerische Moment wird ausgeblendet oder der Imagination des Betrachters überlassen. Die Isolation der Figuren mildert Floch durch den warmen lichtgetränkten Gelbton, der sich nuancenreich über die Darstellung legt.
(Claudia Mörth-Gasser)