Auktionshaus

Auktion: Zeitgenössische Kunst

01. Dezember 2018, 15:00 Uhr

0637

Martin Schnur*

(Vorau 1964)

„o.T.“
2008
Öl auf Leinwand
235 x 183 cm
Rückseitig signiert und datiert: M. Schnur 2008

Provenienz

Galerie Bechter Kastowsky;
Sammlung Sanziany & Palais Rasumofsky

Schätzpreis: € 14.000 - 28.000
Ergebnis: € 23.100 (inkl. Gebühren)
Auktion ist beendet.

Martin Schnur kommt aus der Bildhauerklasse von Joannis Avramidis an der Wiener Akademie. So ist das Skulpturale aus seinem Werk nicht wegzudenken, auch wenn er sich in den letzten Jahren fast ausschließlich der Malerei widmet.

Extrem plastisch, fotorealistisch genau gezeichnet nimmt ein Akt in labiler Pose das untere Bilddrittel ein. Mit der rechten Hand stützt sich die junge Frau auf die Scherben eines Spiegels oder Papierschnipsel eines zerschnittenen Bildes, das wenn man den Farbtönen darauf glauben kann, vielleicht sogar ein Abbild ihrer selbst gewesen ist. Sie sitzt in einem neutral gehaltenen Innenraum mit braunem Boden und braunen Wänden. Haben wir aber nur die rechte Bildseite im Auge könnte sie sich auch im Freien befinden. Hier öffnet sich ein realistisch gemalter Ausblick auf eine Lichtung. Irgendwas irritiert, aus welchem Blickwinkel erschließt sich uns dieses Panorama? Wo ist oben, wo unten? Wie man es dreht und wendet, irgendetwas stimmt nicht. Ist es gar der Blick aus dem Liegen in den Himmel, dem wiederspricht aber die Wiese, die – verkehrte Welt – am oberen Rand des Bildes zu sehen ist, drehen wir den Wiesenstreifen nach unten, dann wachsen auf einmal die Bäume vom Bildrand herein. Es ist wie wenn man durch ein Fischaugenobjektiv blickt und ein Rundpanorama entsteht, von dem uns der Künstler hier nur einen Ausschnitt präsentiert. Es ist ein raffiniertes Spiel unterschiedlicher Realitätsebenen, das Martin Schnur hier entwickelt. Die Scherben am unteren Rand verweisen auf eine fragmentierte, leicht zu verfälschende Wirklichkeit. Darf man seinen Augen trauen, ist das was man sieht Tatsächlichkeit? In seinen Bildern öffnet uns der Künstler mit Hilfe von Spiegeln, von Leinwänden innerhalb der Leinwand, von Bildern im Bild den Blick in ein Paralleluniversum, in eine andere mögliche Realität. „Der menschliche Körper und Naturlandschaft dienen dem Künstler als Versuchsfeld für eine Malerei, die mit Licht und Schatten, Fläche und Raum poetisch wie sinnlich eine neue Wirklichkeit erschaffen kann.“ (http://sammlung-essl.at/jart/prj3/essl/main.jart?rel=de&reserve-mode=active&content-id=1465039458880&article_id=1367496239961, zugegriffen am 21.10.2018)

Werke von Martin Schnur befinden sich in zahlreichen Museen wie der Albertina, Wien, dem Lentos Kunstmuseum in Linz, dem Museum der Moderne in Salzburg, im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, der Sammlung Essl, dem Liaunig Musem in Neuhaus, der Reznikov Collection in Moskau, der Brandenberg Collection in den USA; dem Benediktinerstift in Admont, der Strabag Kunstsammlung in Wien, sowie in wichtigen internationalen Privatsammlungen in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Finnland, Frankreich, Italien, Russland, Japan, Mexiko und den USA. (Sophie Cieslar)